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Das ist überhaupt einmal der erste und wichtigste Schritt eigentlich in der Restaurierung,
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dass man einmal sieht, was habe ich da eigentlich.
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Weil oft, wenn etwas schmutzig ist, glaubt man, es ist schon kaputt.
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Wenn aber dann die Oberfläche sauber ist, dann sieht man, das schaut noch ganz in Ordnung aus.
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Und vor allem ich habe wirklich jedes Teil einmal in der Hand
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und ich sehe schon, wo habe eine lose Verbindung, wo ist Rost auf dem Beschlag
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und die Scheiben wackeln oder so. Ich habe einen guten Überblick.
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Die alten Beschläge werden wiederverwendet, außer es ist wirklich etwas durchgerostet.
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Genauso arbeitet man sich voran.
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Ich habe mit 15 eine mittlere Schule gemacht, eine Fachschule für Tischlerei in Hallstadt.
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Also da lernt man einmal alles, vom Stiegenbau, über Fenster, Türen und Möbel und Furnieren
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und auch ein bisschen Furnierschneiden. Es ist schon ein bisschen eine ältere Technik,
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auch mit Leimen und auch Kunstgeschichte und wollte schon in Richtung Kunsttischlerei gehen.
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Eben um auch wirklich das, was ich gelernt habe, mit Handwerkzeug
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und mit den Maschinen wirklich auch mit dem Massivholz umzugehen.
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Im Bayern habe ich dann Praktika gemacht in der Denkmalpflege, wo ich dann gemerkt habe, das passt für mich
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Das gefällt mir. Das macht echt Spaß.
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Dann habe ich da beworben an der Akademie der Bildenden Künste
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und habe dann die Holzrestaurierung auch studiert.
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Also ich hätte mich nicht selbständig machen können nach dem Studium,
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wenn ich vorher nicht schon gearbeitet hätte in der Tischlerei.
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Nachdem ich dann mit einem Wattestäbchen und Skalpell gearbeitet habe,
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dann mag ich ganz gerne einmal wieder an die Axt oder die Brechstange in die Hand nehmen.
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Die wirklich sehr gute und auch feine Werkzeuge sind.
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Dass ich einfach auch Verschiedenes habe und der körperliche Einsatz
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und auch dann oft auch eine Baustelle draußen haben oder so. Das macht auch Spaß.
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Dann am Computer Dokumentationen schreiben müssen, Bildbearbeitung und so.
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Es ist wirklich ein sehr vielseitiger Beruf.
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Es wird jetzt auch, Gott sei Dank, mehr gemacht, bevor eine Baustelle losgeht,
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dass auch Zeit eingeplant wird für die Voruntersuchungen und für die Bestandsaufnahmen.
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Da sind auf jeden Fall die Restauratoren gefragt, weil die wissen, wo man hinschauen muss.
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Die kennen anhand von kleinen Übergängen, an kleinen Farbresten, irgendwelche Löcher, wo Beschläge waren früher
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einfach ein bisschen eine Baugeschichte ablesen und das wieder mit dem Wissen zusammenzufügen,
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also einerseits das Material und Technologie und wie das sich über die Zeit verändert hat,
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um auch einmal ein Konzept zu machen für das Objekt und dann auch ein Restaurierungsziel zu definieren.
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Man kann auch einmal eine Musterfläche machen und sagen, so schaut das aus,
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dass sich das der Besitzer vorstellen kann
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und das finde ich, führt auch zu einem besseren Klima bei der Baustelle.
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Also das ist natürlich auch in der Denkmalpflege auch verbunden,
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dass man sich einmal einen Baustellenalltag vorstellen können muss, also wie es ist.
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Für mich ist es natürlich auch als Frau noch einmal anders,
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wie es ist, wenn man den ganzen Tag auf Gerüste klettert oder mit einem Haufen Männern auf der Baustelle ist.
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Da habe ich schon lernen müssen auch umzugehen mit diversen Schmäh und Witze
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und auch mit der körperlichen Anstrengung. Die ist nicht zu unterschätzen.
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Auch in der Holzrestaurierung gibt es verschiedene Zweige.
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Man kann auch Musikinstrumente restaurieren.
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Viele spezialisieren sich auch auf kleinere Gegenstände, oder dass man mehr Oberflächen macht,
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oder eben wirklich im Möbelbereich auch bleibt
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und einfach einmal ausprobieren und auch eben in was für einem Arbeitsumfeld.
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Ob man zum Beispiel auch in einem Museum arbeiten möchte.
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Da gibt es wieder andere Aufgaben und ob man sich das zutraut selbständig zu sein
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oder man arbeitet bei jemanden mit, bei einer Restaurierungsfirma,
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bei einem selbständigen Restaurator, der eben Leute anstellt.
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Eben weil man oft mehrere Restauratoren braucht für ein größeres Projekt.
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Wir sind sozusagen dieses Bindeglied zwischen der akademischen Restaurierung
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und der normalen handwerklichen Ausbildung,
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die nun leider heute eben eher die industrielle Verarbeitung im Vordergrund hat.
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Und wir aber in der Baudenkmalpflege die traditionellen Techniken und Materialien einfach noch brauchen.
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Diese Spezialisierung des Handwerkers und das Zusammenführen von Restaurator und Handwerker,
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das findet im Grund hier in der Kartause Mauerbach statt.
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Wie schon der Name sagt, wir sind ein Weiterbildungszentrum und kein Ausbildungszentrum.
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Das heißt, die interessierten Teilnehmer sind Handwerker mit einer abgeschlossenen Ausbildung,
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mit einer abgeschlossenen Lehre heißt das.
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Es sind Restauratoren. Es sind auch akademische Restauratoren zum Teil
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und Architekten mit einem Hochschulabschluss,
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die sich hier dann weiter spezialisieren in Themenbereichen, die,
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insbesondere wenn wir an die Handwerker denken, die normale Lehre heute nicht mehr vermittelt.
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Jetzt ist es aber in der Baudenkmalpflege ganz wesentlich,
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dass die akademischen Restauratoren auch noch Unterstützung von den Handwerkern haben.
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Selbst ein Metallrestaurator beispielsweise lernt nicht mehr Feuer zu schweißen
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und er ist darauf angewiesen, dass es noch Handwerker gibt,
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die mit diesem traditionellen Material umgehen können, die diesen traditionellen Techniken verstehen.
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Ganz wesentlich ist es, und das ist wahrscheinlich auch eines der wichtigsten Dinge,
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dass man immer im Vorfeld von Maßnahmen sich überlegt,
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was soll denn eigentlich mein Restaurierziel sein, das Ergebnis meiner Maßnahmen.
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Da gibt es auch in der Denkmalpflege verschiedene Ansätze.
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Das kann die Rückführung auf einen gewissen Zustand sein, auf einen barocken Zustand beispielsweise.
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Es kann aber auch genauso sein, dass man den überlieferten Zustand,
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den gewachsenen Zustand respektiert, den sogenannten Alterswert, wie wir es in der Denkmalpflege nennen.