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Das interkulturelle Zentrum, wo ich sehr lange gearbeitet habe,
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hat gemeinsam mit anderen Organisationen ein Gesellschaftsklimabündnis gegründet,
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wo wir heute auch diesen Gesellschaftsklimatag begehen.
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Dort gibt es drei Grundsätze, die für mich auch sehr wichtig sind.
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Das ist einerseits den Respekt für die Vielfalt, Vielfältigkeit.
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Respekt ist Normalität und Vielfältigkeit braucht Respekt.
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Ein zweiter Bereich ist die Frage der Gleichberechtigung
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und da geht es jetzt nicht nur um die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen,
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das ist auch sehr wichtig, aber auch Gleichberechtigung egal welcher Ethnizität ich angehöre,
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welche Staatsbürgerschaft ich habe, welche Sprache ich als Erstsprache spreche, also so eine Gleichberechtigung.
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Das Dritte ist so die Chancengerechtigkeit.
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Welche Identitätsmerkmale sind wichtig für ein gutes Zusammenleben
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und welche Identitätsmerkmale sollten weniger wichtig genommen werden?
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Los geht es! Fünf Minuten Zeit.
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Unsere Idee ist es, einfach Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen zu Themen des Zusammenlebens,
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Respekt für Vielfalt, Identitätsfragen, Geschlechterfragen, Gerechtigkeitsfragen.
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Kultur- und Sozialanthropologie ist ein sehr breites Feld und es gibt die unterschiedlichen Fachbereiche
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und es schadet sicher nicht, wenn man vorher sich ein bisschen überlegt,
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in welchen Fachbereich will man sich engagieren.
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Also will man zum Beispiel medizinische Anthropologie ist ein Fachbereich.
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Dann gibt es einen anderen Fachbereich Migration, Integration.
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Dann gibt es einen anderen Fachbereich Museumsarbeit, Kulturarbeit.
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Das ist sicher nicht schlecht, wenn man sich das vorher überlegt,
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weil das dann im Studium auch man sich entscheiden muss für eine Richtung
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und das ist sicher gut, wenn man da vorher einfach überlegt, wo sind die eigenen Interessen in welchem Feld.
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Für mich war schon auch im Studium die Möglichkeit mich mit gesellschaftspolitischen,
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gesellschaftlich wichtigen Fragen auseinanderzusetzen
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und da so auch verschiedene Theorien kennenzulernen, wie Menschen Phänomene erklären.
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Was für mich am Wesentlichsten war, war die Auseinandersetzung mit dem Begriff Kultur.
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Was ist das überhaupt? Wie vielfältig ist der? Wie komplex ist der auch?
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Und letztendlich auch die Tatsache, dass Kultur eine Konstruktion ist.
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Also das ist etwas, was wir tagtäglich sozusagen erschaffen und wiedererschaffen.
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Und etwas was wir erschaffen, können wir natürlich auch ändern.
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Das ist das, was ich in den Trainings sehr oft erlebt habe,
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dass viele Menschen Kultur als etwas Angeborenes, Gegebenes hinnehmen und das ist es letztendlich aber nicht.
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Die Auseinandersetzung damit, dass Kultur ein Konstrukt ist, etwas Konstruiertes,
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von uns Geschaffenes ist und wie man das ändern kann,
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das ist eine wichtige Auseinandersetzung für viele Arbeitsbereiche und Lebensbereiche.
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Ich glaube, was ganz wichtig ist, dass man hinhört.
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Also wenn man in Trainings ist oder auch in Begleitungsprozessen ist
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von zum Beispiel Organisationen oder Arbeitseinheiten, da muss man ganz genau hinhören.
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Es bringt nichts Probleme zu ignorieren. Das ist auch oft ein Ansatz, wo gesagt wird,
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die kulturelle Vielfalt und religiöse Vielfalt ist ein Potential und eine Chance.
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Ja, das stimmt. Aber es gibt natürlich auch Spannungen.
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Sozusagen man muss sich in diesem Spannungsfeld gut bewegen und auch gut hinhören,
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welche Probleme gibt es und welche Lösungen kann man auch für diese Probleme finden.
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Im Prinzip, wenn man fertig ist mit dem Studium, kann man sehr viele verschiedene Dinge machen.
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Also man kann ein Unternehmen gründen, das mit kultureller Vielfalt zusammenhängt.
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Man kann sich in einer sozialen Einrichtung engagieren oder man kann so wie ich im Trainingsbereich arbeiten.
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Also ich habe in den letzten Jahren sehr stark im Trainingsbereich gearbeitet,
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wo es um die Frage geht, wie geht man um mit dem Thema kulturelle, religiöse Vielfalt
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im Alltag, in verschiedenen Arbeitskontexten. Das war so mein Schwerpunkt.
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Ich habe eigentlich in den letzten 10 Jahren mit verschiedensten Gruppen gearbeitet.
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Angefangen mit Pädagogen, Pädagoginnen, Verwaltungsbeamten bis zu Hausbetreuern
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oder neuen Mitarbeitern des ÖAMTC.
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Das zeigt schon ein bisschen die Breite auf, wo es eigentlich ein Feld gibt.
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Also dass alle Berufsgruppen sich fast mit diesem Thema beschäftigen wollen und müssen auch.
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Wir untersuchen gesellschaftliche und kulturelle Prozesse in unterschiedlichen Regionen
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in unterschiedlichen Kontexten und es geht uns darum,
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jetzt nicht einen bestimmten Kontext wie Österreich oder Europa vor allem in den Mittelpunkt zu stellen,
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sondern all diese Felder auch kulturvergleichend und in unterschiedlichen Regionen und Kontexten zu betrachten.
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In unserem Fach ist die Ethnographie ein wichtiges Element.
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Das heißt, dass man die Erkenntnisse über gesellschaftliche Prozesse, über kulturelle Praktiken gewinnt,
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indem man mit den Menschen, die man jetzt beforscht, auch Zeit verbringt,
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auch mit ihnen eine Lebenszusammenhang teilt, soweit es geht.
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Und durch diese teilnehmende Beobachtung, wie wir das nennen, hier Erkenntnisse gewinnt.
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Jetzt in unseren Fächern gibt es nicht solche eindeutigen Berufsbilder
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außer eventuell das Berufsbild des Wissenschafters oder der Wissenschafterin
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oder die Tätigkeit jetzt in anderen spezifischen Organisationen wie Museen etc.
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Aber der Großteil unserer Studierenden geht in ganz andere Berufsfelder.
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Es reicht vom Bildungsbereich, vom Bereich der unterschiedlichen NGOs,
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Umweltorganisationen, aber auch NGOs im Bereich Migration, Asyl,
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Berufe, die eher stärker dann in eine Richtung von Betreuung gehen
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Andere Berufe, die auch sozusagen ein Coaching wieder dieser Organisationen machen.
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Also wie kann ich mit kultureller Diversität umgehen, wo ich das Wissen einbringen kann
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bis hin zu aber auch Feldern wie im Tourismus, im Kulturmanagement.
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Es sind Kolleginnen tätig im Bereich der Wahlbeobachtung, aber auch im Bereich der Friedensforschung
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und in unterschiedlichen Gremien.
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Etwas, das wichtig ist, dass man ein breites Interesse mitbringt für globale Prozesse.
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Und zwar globale Prozesse jetzt nicht nur in der Hinsicht, wie sich kulturelle und ökonomische
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und politische Praktiken von Europa oder den USA woanders auswirken.
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Sondern auch was es für unterschiedliche Möglichkeiten gibt eine Gesellschaft zu leben,
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eine Gesellschaft zu organisieren, religiöse, künstlerische und ökonomische Praktiken zu gestalten
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und wie das alles miteinander vernetzt ist und welchen Stellenwert
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unterschiedliche kulturelle Praktiken dann in einem größeren globalen Gefüge haben.
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Ich glaube, das ist, wenn man sich dafür wirklich interessiert, dann ist das eine gute Möglichkeit,
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sich mit so einem Weltbild auseinanderzusetzen und sich hier wirklich ein Bild von der Welt auch zu machen.
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Ich kann mich an mehrere Vorlesungen erinnern, wo wir nachher rausgegangen sind
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und dann noch sicher drei, vier Stunden mit Kolleginnen weiterdiskutiert haben,
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gesagt haben, mein Weltbild ist jetzt auf einmal wieder ganz ein anderes.
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Und jedes Mal kommt wieder ein neuer Aspekt dazu und ein neuer Teil dazu.
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Also man muss bereit sein neugierig zu sein und man muss bereit sein auf eine Reise zu gehen,
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die einem auch ein bisschen weg vom eigenen Standpunkt bringt.
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Man lernt in der Ethnologie kritisch zu denken.
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Das ist, glaube ich, das Wichtigste. Dafür bin ich der Ethnologie irgendwie am meisten dankbar.
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Also alles kritisch anzuschauen, weil die ganzen Theorien, die wir lernen
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und danach wird es immer diskutiert, warum ist das jetzt so oder warum kann man das so sagen,
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warum kann man das nicht so sagen.
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Die Bücher, die man hier liest, über denen schläft man normalerweise nicht so schnell ein.
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Also es ist ein spannendes Studium. Aber es ist auch intensiv.
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Nicht intensiv in der Zeit, die man auswendig lernt, aber intensiv in der Zeit,
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die man mit der Materie verbringt. Intensiv in der Zeit, die man sich auseinandersetzt.
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Man kann als Ethnologe auch nicht mehr wirklich auf Urlaub fahren zum Beispiel,
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weil man sieht überall sofort alles und nein und da ist Kultur
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und nein und da stellen wir uns über die und wie geht es dem Menschen eigentlich hier.
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Also man reflektiert immer alles.
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Als Kultur- und Sozialanthropologie Absolventin habe ich einen sehr Ressourcen orientierten Ansatz.
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Das heißt, ich versuche jede Kundin, jeden Kunden aus seiner Lebenswelt heraus zu verstehen,
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Problematiken, Themen, die ihn beschäftigen zu verstehen und mit dem System in Beziehung zu bringen.
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Das ist auch ein Ansatz, der mir aus dem Studium sehr hilft in meiner täglichen Arbeitspraxis,
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weil jeder Mensch sein eigenes Lebenssystem hat
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und ich das sozusagen auf den Mikrokosmos Individuum runterbrechen muss.
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Jetzt weniger auf Gesellschaftsebenen sondern wirklich, was spielt sich in einem Individuum ab,
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was gibt es für Ziele, für individuelle Bedürfnisse und wie kann er die selber erreichen.
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Ich sehe es in meinem Bereich, im Consulting Bereich für Entwicklungsprojekte für internationale Organisationen,
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sehe ich immer, dass dezidiert Ethnologen gesucht werden,
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die eben Skills wie qualitative Datenerhebung, teilnehmende Beobachtung mitbringen.
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Jetzt im letzten Jahr habe ich vor allem bei Prozess- und bei Beratungsprojekten
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quasi die humane Perspektive eingenommen.
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Und oftmals wird vergessen, wenn ein System eingeführt wird,
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dass es Menschen sind, die das System bedienen müssen.
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Ich sehe das bei vielen Jobausschreibungen, sei es für Universitäten,
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die natürlich speziell Anthropologen wollen, nicht nur Anthropologieinstitute,
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sondern auch Institute, die was anderes tun, aber ein EU-Projekt haben zum Beispiel,
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wofür sie einen Anthropologen brauchen. Das gibt es immer wieder.
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Das hat dann eher mit Forschung zu tun in Consulting Bereich.
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Auch immer wieder ein Beispiel, wir machen ein Projekt in Paraguay.
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Also mit einer eher kleinen Destination und dort wird versucht, die lokale Bevölkerung
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in die wachsende kleine Tourismusindustrie einzuarbeiten
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und da braucht man Ethnologen, die ins Feld gehen, die mit diesen Menschen reden,
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sie fragen, wie könnt ihr beitragen, wollt ihr beitragen,
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was von eurer gelebten Kultur könnte touristisch wichtig sein,
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was davon wollt ihr aber nicht weitergeben.
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Diese Aspekte sollen Anthropologen erarbeiten und dafür werden sie gesucht.
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Also ich würde raten sich schlau zu machen, was für Berufsfelder es gibt auch außerhalb der Wissenschaft,
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was für Tätigkeiten jeden einzelnen interessieren, und ob es eben vielleicht Weiterbildungen
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oder Möglichkeiten gibt, wie ich dieses Know-how ein bisschen in die Praxis umlegen kann.
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Das bedeutet für mich auch mitarbeiten, mitarbeiten, mitarbeiten.
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Also in viele Bereiche reinschnuppern, sich ausprobieren und auch schauen,
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wo die eigenen Fähigkeiten überhaupt begraben liegen,
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ganz egal für welches Thema ich mich speziell jetzt interessiere.