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Die Arbeitspsychologie ist ein relativ breites Fach.
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Das heißt, man kann sich relativ vielfältig betätigen.
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Das reicht von klassischen Arbeitsplatzanalysen, Evaluierungen.
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Das heißt, da werden Arbeitsplätze bewertet nach bestimmten Kriterien.
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Dann unterstützen wir Unternehmen dabei auch neue Arbeitsplätze zu gestalten,
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wenn beispielsweise neue Technologien oder Dienstleistungen eingeführt werden.
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Also wie können Menschen wirklich an diesem Arbeitsplatz auch konkret arbeiten und auch gesund bleiben.
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Stellen Sie sich vor dieses ganze Thema, die Vitalisierung für ältere Arbeitnehmer ist z.B. ein ganz großer Arbeitsbereich.
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Dann gibt es aber auch einen ganz großen Bereich Arbeitssicherheit,
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wo es natürlich darum geht, wie sicher sind Arbeitsplätze, Sicherheitskultur in Unternehmen auch zu verankern.
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Also wirklich die Leute zu erreichen, damit sie verstehen, warum ist es wichtig einen Helm zu tragen beispielsweise.
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Es geht hin bis zu Unfallanalysen, wenn Arbeitsunfälle auch passiert sind,
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gemeinsam mit anderen Kollegen darauf zu schauen, was ist da passiert, wie kann man Prävention betreiben.
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Und es reicht hin bis zu Themen wie Führungskräfteentwicklung, Teamentwicklung,
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aber auch gesundheitsbezogene Themen am Arbeitsplatz, wie Sucht am Arbeitsplatz, Prävention, Ergonomiefaktoren.
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Es ist ein relativ breites Arbeitsfeld, was uns da offen steht.
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Mein Arbeitsplatz ist in erster Linie beim Kunden. Also den Großteil verbringen wir wirklich direkt beim Kunden.
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Denn in der Theorie verstehe ich Arbeitsplätze nicht.
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Also ich muss mir die wirklich anschauen. Ich muss wirklich vor Ort sein.
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Um auch eine Argumentationsgrundlage zu haben für Unternehmer, ist es oft gut, einfach Zahlen mitzubringen.
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Gerade Unternehmen funktionieren nach quantitativen Kriterien.
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Die wollen wissen, was habe ich denn wirklich davon.
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Unsere Auftraggeber sind vorwiegend Geschäftsführer oder sehr zahlen-, sehr technikorientierte Menschen.
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Das heißt, da auch wirklich zu wissen, wie ticken denn eigentlich Organisationen,
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was gibt es da für unterschiedliche Funktionen, was für Prozesse gibt es eigentlich.
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Man muss kein Experte sein und auch kein Betriebswirt.
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Aber es ist sicherlich nicht hinderlich ein gutes betriebswirtschaftliches Grundwissen mitzubringen,
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einfach um die richtigen Fragen auch stellen zu können.
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Sprache ist unser Hauptwerkzeug.
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Menschen, die sagen, ich habe eher eine Scheu mit Menschen zu sprechen,
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die sind, glaube ich, in dem Bereich nicht gut aufgehoben.
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Denen wird es wahrscheinlich nicht so viel Freude bereiten.
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Also sicher ist Sprache und auch die Flexibilität in der Sprache ein ganz wichtiges Instrument,
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weil wir haben, was unsere Zielgruppen angeht, ein wahnsinnig breites Spektrum.
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Wir haben sicher eine überdurchschnittlich hohe Sorgfaltspflicht
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auch was unsere Verantwortung im Umgang mit Menschen, mit Themen, mit Inhalten auch angeht
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und die Verschwiegenheit, die wir auch haben, die Objektivität, die wir mitbringen
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und vor allem ein hohes Ausmaß an Bewertungsfreiheit.
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Weil ich sehe ganz viele Dinge und das heißt nicht, dass ich mit allen Dingen einverstanden bin,
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die ich sehe oder es genauso machen würde. Aber meine Aufgabe ist es nicht, das zu bewerten.
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Eine andere Herausforderung ist sicher auch die Tatsache, dass Arbeitspsychologen
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ganz häufig in sogenannten Zwangskontexten arbeiten.
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Das heißt, wenn Mitarbeiter eher unfreiwillig mit uns in Kontakt kommen,
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wie gehe ich individuell dann mit dem Widerstand um und wichtig ist auch das nicht persönlich zu nehmen.
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Das richtet sich nicht gegen uns sondern gegen die Rolle, die wir gerade haben.
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Als Arbeitspsychologe kann ich wirklich in einem fixen Anstellungsverhältnis in einem Konzern arbeiten,
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beispielsweise auch in Personalabteilungen oder im Bereich Gesundheit und Sicherheit.
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Ich kann in arbeitsmedizinischen Zentren arbeiten, die auch Arbeitspsychologen beschäftigten,
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die dann wiederum zu Kunden geschickt werden oder ich kann auch die Selbständigkeit anstreben.
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Da sind wir relativ flexibel.
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Die Psychologie ist definiert als die Wissenschaft von Beschreiben und Verstehen
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und auch von Vorhersagen von menschlichem Verhalten.
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An dem Punkt, wo wir das einfach nur aufgrund unserer Meinung machen und keine Methodik dahinter haben,
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können wir gleich eine Glaskugel hernehmen und wir machen genau dasselbe.
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Überall dort, wo wir mit Sachen arbeiten, die eigentlich nicht direkt beobachtet werden können,
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müssen wir sie irgendwie trotzdem greifbar machen.
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Und das ist die Aufgabe der psychologischen Diagnostik.
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Es geht darum von einer großen Menge an Menschen bestimmte Aspekte so zu erheben,
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dass man sie nutzbar machen kann im Sinne eines Kontextes von Entwicklung oder Beratung zum Beispiel.
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Tatsächlich hat es viel mit Zahlen zu tun, sehr viel mit Statistik.
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Es geht deutlich mehr darum zu verstehen, welche Frage ich eigentlich beantworten möchte.
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Das heißt, Statistik ist nichts anderes als ein eindeutiges Werkzeug eine Antwort zu geben.
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Interviews, Befragungen auf einer großen Breite,
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z.B. dass man eine Befragung online durchschickt, um so ein bisschen ein Feeling zu bekommen.
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Das ist wie ein Fieberthermometer. Man hält es in die Organisation rein und schaut, leicht erhöht.
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Was bedeutet das jetzt?
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Oder bei einer Fragestellung, wie machen meine Mitarbeiter eine Veränderung mit.
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Es sind diese 37 Grad nicht vorgeschrieben.
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Das heißt, meine Frage ist nicht nur, wie schaut mein Fieberthermometer aus,
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sondern ab wann kann ich auch etwas sagen darüber.
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Das ist die Schwierigkeit und gleichzeitig aber die spannende Herausforderung daran.
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Manchmal darf es sein, dass zwei Dinge im Raum stehen, die sich eigentlich widersprechen, aber trotzdem passen.
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Und das aushalten zu können, denke ich, ist eine Anforderung, die an einen Psychologen gestellt wird.
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Das ist oft eine Reaktion, da ist etwas Unangenehmes. Jetzt muss ich sofort eine Lösung bringen.
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Nein, genau das soll es hier nicht sein.
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Sondern es soll heißen, was brauchst du vielleicht an der Stelle, damit du zu deiner Lösung kommst.
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Das Themenfeld Arbeitspsychologie insbesondere und auch Themen wie
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Organisationspsychologie und Wirtschaftspsychologie zu einem gewissen Grad ebenfalls
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sind sicherlich zukunftsträchtige Themen.
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Jetzt sind wir beim Thema Digitalisierung der Arbeitswelt.
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Ganz wesentlich dieses Industrie 4.0-Thema, das jetzt aus Deutschland ganz stark reinkommt.
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Andererseits aber auch so Sachen wie Arbeit im Alter ganz wesentlich.
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Wir werden zu einer Gesellschaft, die immer älter wird. Aber Alter ist ein wesentlicher Faktor,
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wie wir uns selbst in der Arbeit erleben.
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Auch das gehört angepasst und adäquat für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gestaltet.
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Das ist ebenfalls wiederum ein Thema, wo ein Psychologe gemeinsam mit anderen Präventionsfachkräften,
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wie Arbeitsmedizinern und Sicherheitsfachkräften einfach dazugehört.
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Psychologie zu studieren zur Selbsthilfe ist eine aus unserer Sicht eher zweifelhafte Motivation,
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Psychologie zu studieren um sich selber zu therapieren.
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Das ist natürlich auch im Zusammenhang zu sehen mit einer zweiten häufigen Fehlannahme,
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die natürlich in Österreich vor allem sehr häufig ist. Nämlich Psychologie ist gleich Psychoanalyse.
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Das ist die Freudsche Couch.
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Auch das ist eine Vorstellung, mit der Studierende kommen und die dann enttäuscht wird,
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weil Psychoanalyse zwar im Studium schon vorkommt aber eigentlich nur am Rande.
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Viele Studierende sind überrascht, dass das Psychologiestudium sehr stark methodisch orientiert ist,
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dass hohe Anteile an Statistik, an experimenteller Methodik,
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aber auch Methodik in Feldstudien und dergleichen enthalten sind.
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Dass es um Fragebogenentwicklung, Testentwicklung und dergleichen geht,
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um Techniken der Evaluation zum Beispiel.
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Und diese Aspekte erwarten viele nicht vom Psychologiestudium.
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Sie sind aber dem internationalen Trend folgend die Ausrichtung,
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wie heutzutage Psychologie weltweit betrieben wird, nämlich evidenzbasiert.
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Das Erstellen von Fragebögen, die Analyse von Fragebögen, damit die bestimmten Kriterien
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der Wissenschaftlichkeit, Objektivität, Reliabilität, Validität folgen
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Maßnahmen zu evaluieren und dergleichen mehr, Feldstudien zu planen.
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Viele Studierende haben ein Problem mit der statistischen, mathematischen Ausrichtung des Studiums,
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die für uns zum Teil schwer nachvollziehbar ist und wo man manchmal den Eindruck hat,
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das ist eher eine grundlegende Abwehrhaltung, eher ein emotionales Problem.
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Ich sage immer, wer eine Mathematik-Matura bestanden hat, wer in der 7. und 8. Klasse Gymnasium
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das Differenzieren und Integrieren gelernt hat, sollte eigentlich mit der Statistik,
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wie sie im Psychologiestudium vermittelt wird, kein Problem haben.
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Das ist nicht annähernd so schwierig wie die Dinge,
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die man in den letzten zwei Jahren im Mathematikunterricht in Gymnasien lernen muss.
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Gerade diese statistische und empirische sozial- und zum Teil sogar naturwissenschaftliche Ausrichtung,
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die wir verfolgen, gibt unseren Studierenden auch besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt.
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Der Bedarf in diesem Segment wächst nach unseren Beobachtungen ständig
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und da kann man sich, gerade wenn man sich der Methodik nicht verschließt
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und offen für die Statistik ist, am Arbeitsmarkt sehr gut positionieren.