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Die Grundvoraussetzung ist sicherlich die psychische Belastbarkeit und die körperliche Belastbarkeit mitzubringen.
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Katastropheneinsätze sind sowohl für den Geist als auch für den Körper sehr, sehr belastend.
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Man wird mit schlimmen Bildern konfrontiert. Man muss arbeiten ohne viele Ruhezeiten zu haben.
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Gerade die ersten Tage nach der Katastrophe entscheiden, ob es noch einen glücklichen Ausgang nimmt
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oder die Bevölkerung von der Katastrophe stärker betroffen ist, als es notwendig ist.
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Die AFDRU (Austrian Forces Disaster Relief Unit) hat vier verschiedene Kerngebiete.
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Eines der Kerngebiete ist das Retten und Bergen, das hier geübt wird.
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Ein weiteres Kerngebiet ist die Wasseraufbereitung,
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um den Menschen einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung stellen zu können.
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Ein drittes Kerngebiet das Auffinden von radioaktiven, biologischen oder chemischen Gefahren
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und als viertes Kerngebiet die Reinigung, sprich Dekontamination von Personen, Waffen und Gerät
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beziehungsweise von Geländeteilen von radioaktiven, biologischen oder chemischen Gefahren.
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Um bei uns tätig zu sein, rückt man ganz normal als Grundwehrdiener ein
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und verpflichtet sich zur ABC-Abwehrtruppe und bekommt dort die Grundausbildung zum Gehilfen.
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Danach ist es möglich, die Unteroffiziers- oder Offizierslaufbahn einzuschlagen
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und entweder an der Theresianischen Militärakademie
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und in diesem Fall an der ABC-Abwehrschule die Ausbildung zum Offizier,
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oder über die Heeresunteroffiziersakademie
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und wieder die ABC-Abwehrschule die Ausbildung zum Unteroffizier zu absolvieren.
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Bei uns gibt es die Möglichkeit, sich in verschiedensten Fachgebieten weiterzubilden.
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Einerseits im Fachgebiet des Führungsmanagements,
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aber auch im Fachgebiet des Katastrophenmanagements
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beziehungsweise im Fachgebiet Chemie, Biologie beziehungsweise Physik
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hier grundlegende Ausbildungen zu absolvieren,
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die dann unter Umständen auch an der Universität mit ECDL anerkannt wird.
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Traditionell natürlich im Militär arbeiten bei uns mehr Männer,
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obwohl Frauen natürlich hohe Qualifikationen auch mitbringen.
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Speziell im zwischenmenschlichen Bereich erlebe ich als Vorgesetzter immer wieder,
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dass Frauen über ganz tolle Fähigkeiten verfügen, die wir Männer ganz einfach nicht mitbringen können
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und daher ist die weibliche Führungskraft genauso wertvoll bei uns wie die männliche.
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Wir beobachten natürlich die Statistik der Entwicklung der Katastrophen
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und beobachten dabei mit Daten von der Münchner Rückversicherung bestätigt,
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dass die Auswirkungen von Katastrophen immer mehr zunehmen.
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Die Gesellschaft wird aufgrund der technologischen Entwicklung
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und der Abhängigkeit von dieser Technologie immer verwundbarer.
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Kleinere Katastrophen haben immer größere Auswirkungen.
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Große Katastrophen haben natürlich immense Auswirkungen.
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So gesehen, wird also der Bedarf an Katastrophenhelfern in Zukunft ganz sicher nicht abnehmen sondern eher zunehmen.
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Menschenleben zu retten ganz eindeutig, das ist das Wichtigste.
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Das ist sicher eine Berufung, also nicht nur Beruf sondern auch Berufung.
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Man beobachtet die Schadstelle. Man fährt zur Erkundung.
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Man wägt ab die Möglichkeiten, wie setzt man seine Truppenteile ein.
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Danach wird eine Ortung durchgeführt.
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Bei Meldung, dass man Verschüttete eventuell geortet hat,
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wird danach entschieden, mit welchem Gerät man vorgeht.
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Die kurze Lagebesprechung und dann werden Aufträge erteilt vorzurücken und zu retten.
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Ich habe mich für ein Jahr beim Österreichischen Bundesheer verpflichtet
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und bin danach ausgemustert als Wachtmeister der Miliz bei der ABC-Abwehrschule in Korneuburg.
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Und habe mich danach beordern lassen bei AFDRU, beim Österreichischen Katastrophenhilfselement.
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Und bin seitdem beordert als Kommandant Rette- und Bergegruppe.
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Grundsätzlich Engagement ist das Wichtigste, die Einsatzbereitschaft mitzuwirken,
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unterstützend teilzunehmen an Einsätzen.
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Konzentrationsfähigkeit vor allem, Zielstrebigkeit, Flexibilität, schnelle Auffassungsgabe.
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Eine ruhige Ausstrahlung würde ich meinen gerade als Kommandant
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und klare Anweisungen geben, sehr gut überlegen und dann funktioniert das gut.
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Katastrophe bedeutet, auf einmal funktioniert fast gar nichts mehr.
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Katastrophe ist so definiert, dass das System überfordert ist.
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Das Ziel der Katastrophenhilfe ist, von außen überbrückend einfach solange Hilfe in allen Bereichen zu leisten,
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bis sich die Betroffenen wieder selbst helfen können.
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Das heißt, das geht in erster Linie von sauberem Trinkwasser bis medizinischer Versorgung.
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Nach Erdbeben gibt es Brüche, Amputationen leider, schwere Verletzungen
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bis hin zur Kontrolle von Ausbruch von Seuchen, die in Flüchtlingslagern oft passieren,
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weil einfach so viele Menschen auf einem Ort sind.
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Es geht um Kinderbetreuung.
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Oft leben Leute danach zwei, drei Monate, manchmal sogar Jahre in Camps,
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wo man wirklich auch oft an die Schulbildung von Kindern denken muss,
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an Leute, die Diabetes haben, und auf einmal Medikamente brauchen.
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Dass man all dies eigentlich in sein ganzes Hilfskonzept mitbedenken muss, alle Lebensbereiche.
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Ich bin seit April Verwaltungspraktikant am Innenministerium
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in der Abteilung für Einsatzkrisen- und Katastrophenkoordination.
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Sitze sozusagen in Österreich an der Quelle des Katastrophenmanagements.
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Ich habe jetzt zwei verschiedene Studiengänge erlebt.
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Theorie ist gut und wichtig. Man muss wissen, warum ich das mache.
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Man muss wissen, dass ich vor allem, wenn ich in fremden Ländern bin,
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dass ich Rücksicht auf die Kultur nehmen muss.
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Aber auch ganz wichtig, ich muss auch praktisch lernen, wie kann ich koordinieren,
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wie funktionieren Koordinations-Meetings, was heißt eine Food Distribution, eine Essensverteilung zu machen.
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Gleichzeitig gepaart mit exzellent qualifizierten Ausbildner.
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Damit meine ich Leute, die wirklich das erlebt haben. Die 10, 20 Jahre in der Katastrophenhilfe tätig waren.
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Man sieht Verletzte. Man sieht Verstorbene. Man sieht vielleicht deformierte Leichen. So muss man das sagen.
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Und oft oder manchmal auch Kinder. Das ist wahrscheinlich noch einmal ein Unterschied.
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Körperlich und mental sind das wirklich extreme Belastungen. Dessen muss man sich bewusst sein.
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Man muss wissen, ob man es aushält und ob man es aushalten will.
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Möchte ich wirklich in meinem Land, in Österreich bleiben.
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Möchte ich einfach in einer Landeswarnzentrale für eine Behörde arbeiten,
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wo ich sagen, da geht es vor allem um Zivilschutz.
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Das heißt, Bevölkerung vorinformieren, was passiert, wenn zum Beispiel ein riesiger Stromausfall ist,
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was passiert, wenn das nächste Hochwasser kommt.
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Dann ist das eine relativ überschaubare Sache in dem Sinne,
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dass ich einen fixen Arbeitsplatz im Land habe, einen fixen Wohnort habe
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und abschätzen kann, wie sich meine Zukunft entwickelt.
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Wenn ich mich entscheide internationale Einsätze zu haben, dann wird es schwierig,
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weil wenn ich einen normalen Job habe, muss ich daran denken, dass ich in Urlaub gehen muss.
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Ich muss ein Abkommen mit meinem Arbeitgeber treffen.
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Oder ich sage, ich mache das als Freiberufler und bin auf einmal 6 Monate auf Einsatz.
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Komme zurück und bin leider dann arbeitslos, bis ich den nächsten Job habe.
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Also Perspektiven gibt es wirklich viele.
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Wenn man Interesse für das Thema hat, einfach wirklich die freiwilligen Organisationen Feuerwehr, Einsatzorganisationen
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seien es jetzt Rotes Kreuz, Samariter, Johanniter. Die haben Infoabende.
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Einfach hingehen, sich das einmal anhören.
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Man merkt dann relativ rasch, ob das eine Resonanz ergibt, ob man sagt, das könnte etwas sein oder nicht.
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Wenn ja, die Schritte ergeben sich dann.
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Wenn man einmal in so einer Organisation drinnen ist, das fängt dann langsam von selbst an zu laufen.
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In der Katastrophenhilfe speziell muss natürlich immer ein Grundstock an hauptberuflichem Personal da sein,
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um die Vorsorge und auch die Nachbereitung zu gewährleisten.
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Im Anlassfall selbst ist eine rasche und vor allem große Menge an Menschen notwendig, die helfen.
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Hier wäre es ohne das ehrenamtliche Personal nicht möglich.
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Die Hilfe kann natürlich jeden Aspekt betreffen, sowohl die medizinische als auch die sanitätshilfliche Hilfe,
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also auch psychosoziale Akutbetreuung oder auch Mantrailing mit Suchhunden, um Vermisste zu suchen.
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Aber genauso auch Verköstigung von einer Großzahl von Menschen,
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die Unterkunft von Menschen, sanitäre Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, Toilettenanlagen.
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Genauso gut einfach logistische Tätigkeiten Material zu verbringen, Spenden zu sammeln,
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Menschen durch materielle Güter zu helfen.
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Für den Einsatz selbst kommt es stark darauf an, was der Einsatzgrund ist.
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Das kann sowohl sein ein Massenanfall an Verletzten,
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eine Patientenversorgung zum Beispiel nach traumatischen Verletzungen,
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kann aber ebenso auch eine Epidemie sein an Krankheiten wie zum Beispiel Grippefälle
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und auch die ständige Vorsorge und vorbereitenden Tätigkeiten für den Ernstfall.
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Das heißt, wenn wirklich größere Schadensfälle sind im Sanitätswesen oder auch allgemeine Katastrophenhilfe.
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Naturkatastrophen passieren immer häufiger. Menschen brauchen danach vermehrt Hilfe.
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Wir halten als Rotes Kreuz Personal und Material hier vor.
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International ist im Einsatz sehr wichtig, dass man offen ist,
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offen für Menschen, für andere Kulturen, für andere Länder,
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für vielleicht ungewohnte Situationen oder Situationen,
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die sich anders darstellen, als sie im Voraus ausgedacht waren.
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Natürlich müssen auch sprachliche Komponenten da sein.
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Man sollte sich auch in jedem Fall in Englisch
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oder gegebenenfalls auch in der Landessprache des Einsatzlandes verständigen können.
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Ich habe nach einer klassischen Schullaufbahn mit Maturaabschluss zuerst im Ausland gearbeitet
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und dann verschiedene Jobs in Österreich ausprobiert vom Verkauf bis Rettungsdienstleitstelle
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und bin schlussendlich nach einem weiterem Studium des Informationsmanagements
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im Marketing des Roten Kreuzes gelandet.
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Durch die Schaffung einer neuen Position im freiwilligen Service und in der Katastrophenhilfe
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ergab das eine tolle Möglichkeit, mein Engagement aus dem freiwilligen Bereich in den Hauptberuf dann mitzunehmen.
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Man weiß nie so genau, was auf einen zukommt in einem Dienst oder auch in einer Einsatzbereitschaft.
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Und natürlich auch die Motivation andere Menschen zu helfen, egal ob das das Sanitätswesen ist
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oder erweitert in der Katastrophenhilfe zum Beispiel Menschen auf der Flucht.
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Für Jugendliche hätte ich den Tipp einfach alles auszuprobieren, wissbegierig und neugierig zu sein,
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ein bisschen Teamfähigkeit mitzubringen und einfach viel Motivation und Engagement
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und sich nichts einfach ausreden lassen, sondern wirklich ausprobieren und machen.
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Die ganze Koordinierung einerseits mit der lokalen Regierung
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genauso wie mit den verschiedenen internationalen Akteuren und natürlich den anderen Teams,
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um sozusagen eine mögliche effiziente Bewältigung der Katastrophe zu gewährleisten,
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das war meine Hauptaufgabe und nebenher auch das eine Team zu führen, also Entscheidungen zu treffen
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und möglichst schnell die Hilfskräfte an die Stellen zu bringen und lebende Personen aus den Trümmern zu retten.
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Man hat natürlich die Verantwortung in doch oft schwierigen Situationen,
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weil man bewegt sich nicht im normalen Alltag sondern in einem Katastrophengebiet.
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Das bedeutet, dass verschiedene Sachen, die im normalen Leben ganz routiniert funktionieren, nicht mehr funktionieren.
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Die Infrastruktur ist beschädigt. Man hat diese Herausforderung.
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Dann hat man persönlich den Druck, aber auch den Druck des Teams,
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dass die möglichst schnell eine Entscheidung wollen, damit die Arbeit beginnen kann.
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Das heißt, man hat diesen Zeitdruck, natürlich massiv einerseits auch von der Regierung, der man zur Hilfe kommt,
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aber auch von der Bevölkerung, die wollen, dass man möglichst schnell jemanden lebend herausholt.
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Das ist natürlich unser Hauptziel.
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Und die Herausforderung rund um die Uhr zu arbeiten.
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Das bedeutet, da gibt es nicht wirklich eine Pause, sondern arbeitet man im Schichtbetrieb
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und findet sich damit ab, dass man vielleicht drei, vier Stunden am Tag schlafen kann
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oder Pause hat und sonst steht und arbeitet.
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Ich habe, bevor ich im Arbeitersamariterbund hauptberuflich angefangen habe,
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an der TU Maschinenbau studiert und dann noch einen HTL-Kolleg gemacht für Elektrotechnik Maschinenbau,
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also einen sehr technischen Hintergrund eigentlich sozusagen.
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Weil natürlich der Bereich der Katastrophenhilfe sehr viel verschiedene technische Sparten und Bereiche beinhaltet.
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Wir sind im Bereich der Trinkwasseraufbereitung aktiv.
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Da ist dann natürlich Chemie, Mikrobiologie ein Thema.
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Oder im Medizinischen, wo man Ärzte oder diplomiertes Krankenpflegepersonal benötigt.
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Da gibt es eine Vielzahl an Berufssparten, die in dem Bereich aktiv werden können.
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Ich glaube, man muss sehr flexibel sein in seiner menschlichen Art.
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Man muss diplomatisch sein können, muss nicht versuchen alles direkt durchzusetzen,
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sondern sich die Zeit zu nehmen auch dort zuzuhören, die Nöte und Bedürfnisse zu hören.
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Dann natürlich sollte man doch strukturiert sein.
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Auch im Bereich des Einsatzes muss man klar strukturierte Denkstruktur haben.
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Man sollte natürlich die Möglichkeit haben kurzfristig weg zu können.
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Das heißt, dass ich innerhalb von 12 Stunden mich in den Flieger setze und in den Einsatz fliege.
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Das muss dann mit der Familie oder dem Partner oder Partnerin passen.
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Bei uns speziell im Bereich der Katastrophenhilfe oder der Auslandskatastrophenhilfe,
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wo der Samariterbund eine spezialisierte Einheit hat,
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das sogenannte Samaritan Austrian Rapid Response Team.
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Dort ist es so, dass vielleicht nur 5% hauptberuflich sind
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und alle anderen Kollegen und Kolleginnen sind ehrenamtlich.
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Das heißt, die engagieren sich in ihrer Freizeit und haben nebenher ihren normalen Beruf.
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Wir haben immer wieder Kolleginnen und Kollegen, die jahrelang bei uns ehrenamtlich aktiv sind
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und dann sich entschließen das Hobby zum Beruf zu machen, wenn man das so nennen will.
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Diese Möglichkeit gibt es. Natürlich wird da sehr viel von staatlicher Seite gemacht.
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NGOs sind da auch ein wichtiger Pfeiler, so wie wir als Samariterbund, der sich engagiert.
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Wir können auch manchmal wo agieren,
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wo ein Staat nicht direkt sofort helfen kann aufgrund der diplomatischen Bedingungen.
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Derzeit nimmt die Anzahl der Katastrophen zu.
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Es gibt auch immer mehr Einsätze.
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Das heißt, das ist sicher etwas, wo immer unterstützende Hände benötigt werden.
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Es ist eine klare Wachstumsbranche, wenn man das so nennen will.