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Grundsätzlich ist, glaube ich, zu sagen, dass man sich auf jede Gruppe speziell vorbereiten muss,
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egal ob es dann eine Führung wie hier ist auf dieser prachtvollen Burg in Kärnten Hochosterwitz
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oder ob ich dann nach Salzburg reise, um eine Stadtführung mit einer Gruppe dort zu halten.
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Es geht, glaube ich darum, dass man sich im Vorfeld auf die Gruppe einlässt, weiß woher seine Gäste kommen.
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Denn es ist auch für die Gäste immer sehr angenehm, wenn die auch das Gefühl haben,
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der Fremdenführer weiß sogar Bescheid, wie es bei uns zu Hause aussieht
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oder was es da für ähnliche Sehenswürdigkeiten oder Gegebenheiten gibt.
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So gibt es dann sehr schöne Anknüpfungspunkte.
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Also an und für sich, denke ich, es ist sehr positiv, wenn man sich überhaupt generell für die Geschichte interessiert.
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Das ist, glaube ich, eine Grundanforderung, die man schon mitbringen sollte.
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Eine zweite lebende Fremdsprache ist eigentlich Voraussetzung dafür.
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Je mehr Sprachen man kann, umso besser ist es dann natürlich.
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Also ich halte meine Führungen in Deutsch, Englisch, Niederländisch, Spanisch
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und wenn es darauf ankommt auch noch auf Italienisch.
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Man sollte extrovertiert sein, keine Angst vor Menschen haben.
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Man sollte sich nicht schämen, wenn man vor einer Gruppe sprechen soll.
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Ich glaube auch, ein extrovertierter Mensch wird weniger Schwierigkeiten haben, laut vor einer Gruppe zu sprechen.
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Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wenn jetzt angenommen 20, 25 Personen in einer Gruppe sind,
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dass auch der Letzte noch etwas hören soll.
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Man sollte doch in der Lage sein, ordentlich, laut und deutlich den Menschen die Inhalte zu vermitteln,
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die es an der jeweiligen Sehenswürdigkeit zu vermitteln gilt.
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Wir müssen uns immer daran erinnern, dass diese Gäste auf Urlaub sind,
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dass der Urlaub ein positives Gefühl nicht nur im Moment des Erlebens auslösen soll,
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sondern dass es auch hinterher noch schöne Erinnerungen geben soll,
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dass man auch dann weitererzählt, was dann wieder das Geschäft fördert.
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Gäste im Urlaub sind meistens sorglos und wollen dann auch die Unterstützung des Reiseführers spüren, wenn sie notwendig ist.
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Das muss man auch gerne mögen. Man muss überhaupt die Menschen gerne mögen.
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Man muss auch versuchen gut aufgelegt zu sein, wenn man mit Gästen zu tun hat.
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Denn das ist wohl auch das Mindeste, was man einem Gast bieten kann,
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dass man ihn freundlich und höflich und "gut gelaunt" gegenübertritt.
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Man sollte offen und aufgeschlossen gegenüber fremden Kulturen und gegenüber fremden Menschen im Allgemeinen sein.
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Ein gutes Nervenkostüm ist sicherlich auch nicht von Nachteil.
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Dass man gelassen bleibt, auch wenn es vielleicht einmal ein wenig hektischer zugeht.
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Es sollte jedenfalls niemals soweit kommen, dass Gäste es merken, wenn etwas nicht rund läuft.
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Selbstverständlich kommt es vor, dass mal etwas nicht so läuft, wie man das vielleicht geplant hat.
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Aber dann ist eine Improvisationsfähigkeit von Nöten.
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Eine Gruppe hat immer eine gewisse Dynamik. Es kann eine schneller Dynamik sein oder eine langsame.
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Es gilt oftmals auch Zeitpläne einzuhalten. Man muss improvisieren können.
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Eine Gruppe reist an von einem entfernteren Ort und das kann natürlich nicht immer alles punktgenau passieren.
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Eine gewisse Geduld aufzubringen und auch einmal eine Stunde auf eine Gruppe zu warten, das sollte kein Problem sein.
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Die Gäste dürfen keinesfalls merken, dass man sich vielleicht geärgert hat,
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weil man eine Stunde Wartezeit aufbringen musste also das gehört dazu.
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An und für sich ist die Ausbildlung zum Fremdenführer ein sehr intensiver Lernprozess.
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Viele Exkursionen kommen auch mit dazu und es vermittelt ein umfassendes Wissen über die Geschichte,
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über die Weltgeschichte, die Kunstgeschichte, die Kirchengeschichte, die Landesgeschichte, politische Geschichte.
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Man hat ein wirklich umfassendes Paket bekommen.
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Um das dann durchführen zu können, gibt es auch noch die Hürde der Prüfung, die vor einer Kommission abgelegt wird,
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wo einem auch ein wenig auf den Zahn gefühlt wird, was man weiß, was man auch nicht weiß.
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Wenn man diese Prüfung absolviert hat, dann steht einem die Welt offen, also Österreich zumindest auf jeden Fall.
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Wir können uns natürlich als Fremdführer auch auf gewisse Themenbereiche spezialisieren im weitesten Sinne.
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Es gibt auch Kurse bzw. Fortbildungen, um Wanderführer zu sein, oder auch Pilgergruppen im Speziellen zu führen.
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Dann wird die Ausbildung mehr in Richtung Kirchengschichte zeigen.
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Als Wanderführer wird man sich über die Botanik, über die Vegetation entsprechend dann informieren müssen,
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wobei der Fremdenführer Austria Guide, wie ich ihn jetzt hier repräsentiere, eigentlich der Allrounder in diesem Geschäft ist.
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Wir sollen von allem etwas wissen und das bietet natürlich sehr viele Möglichkeiten auch,
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um nicht nur Kirchen oder Burgen oder Schlösser oder Museen zu besuchen,
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sondern auch eine Gruppe vielleicht einen ganzen Tag zu begleiten
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und die entsprechenden Themen, die einem dabei auffallen dann auch entsprechend zu erklären und zu erläutern.
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Vielleicht ist in der Schule gerade der Geschichtsunterricht nicht so gefragt.
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Aber mit einem gewissen Abstand zur Schule und auch in der Reproduktion, wie wir es dann beim Kurs,
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also bei der Ausbildung des Fremdenführers erleben, eröffnet das ganz neue Perspektiven
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auch seinen eigenen Standort wesentlich besser kennenzulernen.
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Ich bin nach vielen Jahren im Ausland zurück nach Kärnten gekommen
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und ich muss sagen, ich habe auch durch die Ausbildung zum Fremdenführer das eigene Land wesentlich besser kennengelernt.
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Man versteht die Zusammenhänge dann auch einfach besser.
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Es gehört auch dazu, dass man sich laufend weiterbildet.
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Dazu werden wir auch von Seiten der Wirtschaftskammer immer angeregt.
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Wir sind in der sogenannten Austria Guides Academy. Es ist unsere Verpflichtung uns auch weiterzubilden.
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Denn wir erzählen nicht nur über alte Geschichte. Es geht auch um Natur. Es geht um Geografie.
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Es geht um Zeitgeschichte auch vielfach.
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Wenn man sich da nicht laufend fortbildet, dann entfernt man sich automatisch immer mehr vom aktuellen Geschehen
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und somit ist Fort- und Weiterbildung einfach ein unbedingtes Muss.
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Der Beruf des Fremdenführers bietet die Selbständigkeit an.
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Man ist dann selbständig dabei sich mit Reisebüros und Reiseveranstaltern in Verbindung zu setzen.
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Obwohl es auch die Möglichkeit einer Anstellung gibt.
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Fremdenführer zu sein, bietet unglaublich viele Möglichkeiten selber auch dauerhaft sich mit schönen Dingen zu beschäftigen.
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Bei mir war es schon seit Kindheit an vorprogrammiert, dass ich mich für Geschichte und Kunstgeschichte sehr interessiert habe.
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Das hilft einem natürlich auch, wenn man das als Hobby ein bisschen sieht.
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Wenn wir in dem Beruf arbeiten und Gäste begleiten zu den schönsten Sehenswürdigkeiten einer Region oder eines Landes,
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dann hat man selber auch regelmäßig den Genuss und man lernt auch selber.
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Bei jedem Besuch oder bei jeder Führung lernt man auch selber wieder etwas dazu.
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Es ist ein herrliches Arbeiten. Es ist eine freie Zeiteinteilung, die man hier genießen kann.
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Man ist viel draußen. Man ist viel an der frischen Luft. Man sieht permanent nur schöne Dinge
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und ich kann eigentlich nur jedem anraten, der das so ein bisschen in sich spürt, das einmal auszuprobieren.