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Generell geht es in meinem Job darum, den Gästen einen schönen Urlaub, eine schöne Reise zu ermöglichen.
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Eine große Komponente ist natürlich die Reiseleitung im klassischen Sinn, wie man es sich vorstellt,
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eben die Stadt oder das Land herzuzeigen.
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Das heißt, man muss sich auskennen. Man muss sich informieren. Man muss recherchieren.
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Man muss lernen, um informiert zu sein über das, was man herzeigen möchte.
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Die zweite Komponente ist die Kundenbetreuung.
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Es geht darum, sich den Kunden anzunehmen, auf die Wünsche einzugehen, Fragen zu beantworten.
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Viele oder die meisten, die kommen, die sind natürlich interessiert an der Kultur und an der Stadt an sich.
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Aber es geht auch viel um persönliche Tipps, wenn sie dann kommen und sagen,
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wo bekomme ich das beste Bier oder wo soll ich hingehen, wenn ich ein gutes Schnitzel essen will oder solche Sachen.
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Man hat dann wirklich 24 Stunden lang mit Menschen zu tun.
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Menschen, die einem sofort sympathisch sind. Menschen, die einem nicht so liegen, so wie es immer ist im Leben.
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Eines muss einem schon bewusst sein, man ist eben nicht nur da, um die Stadt herzuzeigen.
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Man spielt viele Rollen. Vor allem wenn man mit Gruppen im Ausland ist
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und man wirklich die einzige Ansprechperson ist für die Gäste in einem Land, das sie nicht kennen.
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Man ist dann gleichzeitig Lehrer. Man ist Seelsorger. Man ist Kindermädchen.
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Man ist auf jeden Fall auch der Buhmann für alles.
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Wenn das Wetter schlecht ist, dann bist du auf jeden Fall schuld.
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Flexibel muss man sein. Wie ich schon erwähnt habe, es kommt immer anders als man denkt
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und du kannst dein Programm selten so durchsetzen, wie du es geplant hattest,
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weil dann das Wetter schlecht ist oder auf einmal ist Stau oder es sind Bauarbeiten irgendwo.
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Das heißt, du kannst das Gebäude nicht so herzeigen, wie du wolltest.
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Man muss wirklich immer sein Gesicht wahren, auch wenn es dir selber auf die Nerven geht, dass es regnet
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und auch wenn es dir selber auf die Nerven geht, dass das Essen kalt war und auch wenn du müde bist.
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Man muss für die Gruppe immer positiv sein. Das ist das Wichtigste.
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Wenn du als Reiseleiterin Positivität und Freude an dem Ganzen ausstrahlst, ziehst du die Gruppe mit.
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Eine Woche lang nur grinsen ist echt schwierig.
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Eine Woche lang nett zu allen und jeden zu sein, auch wenn sie überhaupt nicht nett zu dir sind.
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Am Anfang dachte ich nicht, dass grinsen so anstrengend sein kann.
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Man muss sich schon durchsetzen, weil den Job würde natürlich gerne jeder machen.
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Das heißt, man muss teilweise auch ein bisschen nervig sein und nicht loslassen
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und die Agenturen ein bisschen sekkieren, damit sie nicht auf dich vergessen.
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Ich bin prinzipiell für zwei Agenturen tätig.
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Eine schickt mich ins Ausland. Also die macht Outgoing-Reisen und eine macht Incoming, also Reisen in Österreich.
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Es sind zwei komplett verschiedene Tätigkeiten.
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Erstens weil ich hier zu Hause bin. Das ist meine Heimat, meine Stadt.
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Hier kenne ich mich super aus. Hier bin ich natürlich sicherer.
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Wenn ich im Ausland bin, bin ich mit österreichischen Gruppen unterwegs
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und werde nicht nur in die Länder geschickt, die ich schon tausend Mal gesehen habe.
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Das ist dann auch eine Herausforderung für mich, was bedeutet,
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dass du dich wirklich gut vorbereiten musst auf diese Reisen.
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Du musst dir zu Hause anschauen nicht nur die Informationen zu den verschiedenen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten,
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sondern auch Sachen wie, wo sind jetzt in dem und dem Schloss die nächsten WC.
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Oder auch sie wollen auf jeden Fall wissen, wie lange man von A nach B braucht.
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Wenn es jetzt heißt, wir fahren von einer Stadt zur anderen mit dem Bus,
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dann solltest du wissen, wie lange das braucht und ob man ein, zwei oder drei WC-Pausen dazwischen machen,
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weil das ist meistens die grundlegende Frage.
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Ich habe, weil ich eben doch noch ziemlich jung bin, auch den Enkelinnen-Bonus.
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Das hat Vor- und Nachteile. Aber ich bin meistens gleich sehr nahe an den Kunden, was schön ist.
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Aber du hörst dir auch die Lebensgeschichten an und alles, was sie erlebt haben, gute und schlechte Zeiten.
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Was für mich persönlich eines der Highlights meines Jobs ist,
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denn dadurch, dass das Zielpublikum bei solchen Gruppenreisen immer ein bisschen älter ist,
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lerne ich unheimlich viel dazu. Also ich bekomme viel mit von ihren Lebensgeschichten
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und was sie so alles zu erzählen haben und das ist interessant.
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Wenn man da gut verdienen möchte, ist man viel unterwegs ob im In- oder Ausland.
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Aber man hat wenig Zeit für sich beziehungsweise für eine Familie.
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Das heißt, man muss wirklich überlegen, ob man das möchte.
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Gute Reiseleiter werden immer gebraucht und überall.
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Besonders gefragt, sage ich einmal, sind Geschichte interessierte Leute.
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Oder es gibt viele, die ein Jahr lang in Frankreich gelebt haben und dann speziell für Frankreich gebucht werden.
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Ich habe angefangen mit deutschen Gruppen, wo ich meine Reiseleitungen und Führungen hier auf Deutsch gemacht habe,
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wo sie dann gesehen haben, dass das super geht, haben sie mir zum ersten Mal eine französische Gruppe gegeben.
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Dadurch, dass es ein großer Erfolg war, bin ich jetzt nur noch mit französischen Gruppen unterwegs.
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Also man kann sich dann schon auf spezielle Länder spezialisieren, wenn man das möchte.
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Viele fangen als Reiseleiter an und fangen dann die Ausbildung zum Stadtführer an.
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Das geht Hand in Hand. Die dauert weitere 3 Jahre und dann ist man Stadtführer noch dazu.
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Das heißt, man ist noch gefragter.
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Die einzige wirkliche Voraussetzung für den Beruf ist Englisch.
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Prinzipiell kommt man, wenn man jetzt Reiseleitungen nur in Österreich und Wien macht,
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mit Deutsch auch durch, aber damit man überhaupt in die engere Auswahl kommt bei den Agenturen,
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die, wie man sich vorstellen kann, Unmengen an Bewerbungen pro Tag erhalten,
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ist Englisch auf jeden Fall eine Voraussetzung und jede weitere Fremdsprache, die man kann, ein großes Plus.
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Mir war klar, dass ich meinen Alltag oder mein Leben nicht in einem Büro verbringen möchte.
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Das heißt, ich möchte neue Sachen sehen, neue Leute kennenlernen.
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Reisen generell war immer schon mein großes Hobby.
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Da bin ich eben auf die Reiseleiterakademie Club Europa gestoßen
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und habe mich dann dafür entschieden, dort eine einsemestrige Ausbildung zum Reiseleiter zu machen.
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Wo die Reisesaison begonnen hat im Mai, habe ich gleich meine erste Reise bekommen.
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Das waren dann zwei Wochen Spanien.
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Nach den zwei Wochen Spanien waren die gesamten Kurskosten wieder drinnen.
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Wenn man jemand ist, der gerne reist, der gerne mit Menschen arbeitet, der sich weiterentwickeln will
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und Sprachen lernen will, der offen ist für fremde Kulturen, dann ist das einfach der perfekte Job.
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Ich kann es nicht anders sagen. Jeder Tag ist ein Erlebnis mit dem Job.