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Meistens kommen die Leute zum Psychologen,
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wenn es in irgendeiner Form Belastungen gegeben hat oder noch immer gibt
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Da ist es dann die Aufgabe des Psychologen gemeinsam mit den Klienten irgendwas zu finden,
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Ressourcen zu aktivieren, dass man dann wieder in Richtung psychisches Wohlbefinden sich hinarbeiten kann.
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Wenn Schulleistungen auf einmal nicht mehr erbracht werden können,
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Prüfungsangst besteht oder irgendwelche Mobbing-Geschichten in der Schule passieren,
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das sind dann auch Bereiche, wo wir als Schulpsychologen aktiv werden und wo man da auch helfen kann.
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Unser Handwerkszeug ist das Gespräch und ist der Beziehungsaufbau.
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Die Ressourcen sind immer im Klienten drinnen.
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Manchmal sind durch schwierige Lebensumstände oder durch negative Erfahrungen diese Ressourcen verschüttet.
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Das heißt, die Klienten haben keinen Zugriff auf ihr Selbstbewusstsein, auf ihre Fähigkeiten, auf ihr Können.
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Wir verstehen dann die Ressourcen darin, dass wir im Gespräch aufzeigen
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da gibt es etwas. Du hast vielleicht Freunde oder du hast Fähigkeiten.
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Dass man da den Fokus von den Problemen hin zu den Fähigkeiten lenkt.
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Besonders herausfordernd sind die Situationen, wo die eigenen begrenzten Einflussmöglichkeiten deutlich werden.
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Wenn das Umfeld rundherum einfach schwierig ist und sehr problembehaftet ist,
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und man tatsächlich auf dieses System keinen Einfluss hat, wenn es z.B. familiäre Probleme gibt.
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Wenn man dann nur anbieten kann, es dann mit dem Burschen und Klienten auszuhalten.
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Das kann mitunter sehr frustrierend sein.
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Man versucht natürlich unterschiedliche Strategien. Man versucht natürlich mit den Kindern zu arbeiten.
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Da gibt es natürlich unterschiedliche Methoden, Medien, manchmal kreative Medien.
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Manchmal versucht man über Metaphern zu arbeiten, über irgendwelche narrative Zugänge,
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in irgendeiner Form humorvoll das Gespräch zu führen.
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Aber letztlich ist es immer der Klient, der bestimmt, wohin die Reise geht
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und ob er jetzt diese Intervention annehmen kann oder nicht
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und ob das für ihn hilfreich ist oder nicht.
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Was auch dazu gehört ist auf jeden Fall Distanzierungsfähigkeit.
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Wenn man dazu neigt, dass man sich die Probleme von anderen zu Eigen macht,
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ist das eher eine schlechte Idee.
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Wenn man einmal beginnt, dass man die Probleme mit Heim nimmt,
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dann ist das weder für die Klienten noch für einen selber gut.
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Teilweise ist die Fragestellung dann auch so, dass eine psychologische Diagnostik erforderlich ist.
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Da muss man denn eben das Testinstrument auswählen.
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Gibt den Test dann vor und die Auswertung des Tests machen wir dann alleine.
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In den Folgeterminen bespricht man dann gemeinsam die Ergebnisse.
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Beziehungsweise werden dann auch Befunde oder psychologische Empfehlungsschreiben aufgesetzt.
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Ein Fragebogen ist in der Regel so, da kann man jetzt nichts richtig oder falsch ankreuzen.
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Da geht es oft um Interessensfragebögen,
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aber teilweise auch Fragebögen in Richtung, welche Persönlichkeitseigenschaften weist eine Person auf.
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Dann gibt es noch den Bereich der Leistungstests, z.B. Konzentrationstests oder Aufmerksamkeitstests
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oder diese IQ-Tests, die man kennt, wo eben Facetten von Intelligenz erhoben werden.
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Da geht es dann tatsächlich darum, dass man eine Einschätzung bekommt, wo steht der Schüler,
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hat er tatsächlich in Mathe eine Schwäche und ist dann dafür verbal stärker.
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Und das bildet dann so ein Test ganz gut ab und liefert uns dann wichtige Informationen.
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Da können wir dann auch mit den Lehrern und mit den Eltern ganz gut zusammenarbeiten,
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wo man schaut, wo gibt es vielleicht einen Förderbedarf.
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Zum Beispiel haben wir einen jungen Burschen da gehabt, der hat massive Prüfungsangst gehabt.
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Das war dann soweit, dass er nicht mehr in die Schule gehen wollte.
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Nach ein paar Stunden haben wir es dann geschafft, dass er sich gute Fähigkeiten angeeignet hat.
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Die Angst hat abgenommen und wie er dann beim letzten Termin gekommen ist
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und er mir freudstrahlend erzählt hat, dass er die Schularbeit gut geschafft hat
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und was er alles so gelernt hat, dann tatsächlich abprüfen konnte,
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das war dann schon schön, weil da hat man irgendwie gemerkt, das war jetzt hilfreich
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und man hat da auch weiterhelfen können.
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Teilweise sind wir auch an Schulen und machen dort Klassen-Workshops oder Lehrerberatungen an der Schule.
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Also Psychologe, Psychiater ist im Volksmund noch irgendwie synonym.
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Das ist dann eher assoziiert mit krank sein. Da gibt es wirklich massive Probleme.
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Da gibt es immer wieder einmal diesen Mythos, dass es eben sehr weit fehlen muss, dass man zum Psychologen geht.
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An solchen Vorurteilen müssen wir immer wieder arbeiten.
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Ich habe jetzt die Ausbildung zum klinischen Psychologen gemacht.
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Habe dementsprechend Erfahrungen in Spitälern gemacht und dann neun Monate auf einer psychosomatischen Klinik.
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Da lernt man sehr viel. Es ist eine sehr gute fundierte Ausbildung.
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Mich hat Psychotherapie interessiert
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und deshalb habe ich auch noch jetzt mit der Psychotherapie-Ausbildung begonnen.
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Was ich da auch jetzt ganz gut brauchen kann in der Tätigkeit als Schulpsychologe.
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Aber Psychologen tendieren dazu, dass sie wahrscheinlich ein Leben lang Fortbildung machen.
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Psychologie zu studieren zur Selbsthilfe ist eine aus unserer Sicht eher zweifelhafte Motivation,
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Psychologie zu studieren um sich selber zu therapieren.
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Das ist natürlich auch im Zusammenhang zu sehen mit einer zweiten häufigen Fehlannahme,
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die natürlich in Österreich vor allem sehr häufig ist, nämlich Psychologie ist gleich Psychoanalyse.
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Das ist die Freudsche Couch.
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Auch das ist eine Vorstellung, mit der Studierende kommen und die dann enttäuscht wird,
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weil Psychoanalyse zwar im Studium schon vorkommt aber eigentlich nur am Rande.
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Viele Studierende sind überrascht, dass das Psychologiestudium sehr stark methodisch orientiert ist,
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dass hohe Anteile an Statistik, an experimenteller Methodik,
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aber auch Methodik in Feldstudien und dergleichen enthalten sind.
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Dass es um Fragebogenentwicklung, Testentwicklung und dergleichen geht,
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um Techniken der Evaluation zum Beispiel.
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Und diese Aspekte erwarten viele nicht vom Psychologiestudium.
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Sie sind aber dem internationalen Trend folgend die Ausrichtung,
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wie heutzutage Psychologie weltweit betrieben wird, nämlich evidenzbasiert.
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Das Erstellen von Fragebögen, die Analyse von Fragebögen, damit die bestimmten Kriterien
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der Wissenschaftlichkeit, Objektivität, Reliabilität, Validität folgen
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Maßnahmen zu evaluieren und dergleichen mehr, Feldstudien zu planen.
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Viele Studierende haben ein Problem mit der statistischen, mathematischen Ausrichtung des Studiums,
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die für uns zum Teil schwer nachvollziehbar ist und wo man manchmal den Eindruck hat,
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das ist eher eine grundlegende Abwehrhaltung, eher ein emotionales Problem.
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Ich sage immer, wer eine Mathematik-Matura bestanden hat, wer in der 7. und 8. Klasse Gymnasium
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das Differenzieren und Integrieren gelernt hat, sollte eigentlich mit der Statistik,
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wie sie im Psychologiestudium vermittelt wird, kein Problem haben.
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Das ist nicht annähernd so schwierig wie die Dinge,
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die man in den letzten zwei Jahren im Mathematikunterricht in Gymnasien lernen muss.
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Gerade diese statistische und empirische sozial- und zum Teil sogar naturwissenschaftliche Ausrichtung,
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die wir verfolgen, die gibt unseren Studierenden auch besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt.
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Der Bedarf in diesem Segment wächst nach unseren Beobachtungen ständig
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und da kann man sich, gerade wenn man sich der Methodik nicht verschließt
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und offen für die Statistik ist, am Arbeitsmarkt sehr gut positionieren.