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Wir sind für Kinder und Jugendliche zuständig.
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Einer meiner großen Arbeitsbereiche sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
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Das heißt, Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen
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nicht in ihrem Herkunftsland sein können und nach Österreich kommen
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und die brauchen dann jemand, der für sie zuständig ist.
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Das übernimmt dann das Jugendamt.
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Wir arbeiten ganz stark mit Sozialpädagogen aus den Wohngemeinschaften zusammen, die die Kinder direkt betreuen.
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Da ist es, dass wir mindestens jährlich Gespräche führen, am Anfang auch öfter,
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um zu sehen, wie geht es dem Kind selber
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dann hören wir uns aber auch an, was die Sozialpädagogen dazu sagen
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und wie sie die Entwicklung des Kindes sehen.
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Dann planen wir die Schritte für die Zukunft, für die nahe Zukunft.
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Man macht den Beruf, um Menschen, die nicht die gleichen Chancen hatten, in welcher Hinsicht auch immer,
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zu unterstützen und zu begleiten, damit sie auch teilnehmen können an unserer Gesellschaft wie auch immer.
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Somit darf man nicht vorurteilend sein. Man muss auch sehr akzeptierend sein.
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Auch akzeptierend gegenüber anderen Lebensvorstellungen, die vielleicht auch der eigenen nicht entsprechen.
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Empathiefähigkeit gehört natürlich dazu, sich in andere Menschen reinversetzen zu können.
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Man muss schon auch stressresistent sein, um stressige Situationen,
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teilweise vielleicht eskalierende Situationen auch auszuhalten,
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eben auch auszuhalten, wenn es Leuten ganz schlecht geht.
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Wir machen mehr so die Verwaltung und die Organisation im Hintergrund. So kann man das sagen.
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Die Sozialpädagogen leben nahe an den Kindern.
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Wir brauchen auch einen starken Austausch untereinander,
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weil wir unsere gegenseitigen Expertisen dann auch brauchen, um die Zukunft und die nächsten Schritte zu planen.
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Es ist ein Bereich, wo man sicher einen Job findet, wenn man in den Bereich geht, wo auch immer.
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Das Tolle ist auch, er ist breit gefächert.
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Man kann wirklich mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten
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von jeder Bevölkerungsgruppe und jeder Altersgruppe, auch in unterschiedlichen Kontexten.
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Grundsätzlich ist es schon gut, wenn man die Gelegenheit hat mal reinzuschnuppern.
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Zum Beispiel in einem Ferialjob, wenn es bezahlt ist umso besser.
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Und sonst im Ehrenamt einfach versucht bei einer sozialen Organisation mitzuarbeiten.
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Ihr müsst Euch das vorstellen. Bis ca. 1977 ist gewissermaßen 80 bis 85% das, was Sozialarbeiterinnen,
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damals werden sie schon Sozialarbeiterinnen genannt, das machen Leute im Bereich der Jugendamt-Sozialarbeit.
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Dann gibt es noch die Straffälligenhilfe, also die Bewährungshilfe
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Dann beginnt erst mit den ausgehenden 1970er Jahren
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erstmalig eine Ausdifferenzierung in verschiedene Handlungsfelder in diese Vielfalt
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Das ist geprägt von den Sozialarbeiterinnen, die jetzt im Bereich,
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gerade auch im Zusammenhang mit der Frauenbewegung entstehen die ersten Frauenhäuser,
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in späterer Folge dann Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie.
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Es entstehen Streetwork-Projekte.
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Es entstehen in den 1980er Jahren neue Formen der Wohnungslosenhilfe, die auf Schiene gebracht werden.
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Die Suchthilfe, die Psychosozialen Dienst-Angebote.
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Diese sozialpsychiatrischen Problemfälle werden von Sozialarbeiterinnen gemacht.
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Diese Situation, dass wir jetzt ein Wording haben,
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dass alle Bachelor-Programme Soziale Arbeit großgeschrieben und getrennt genannt werden,
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ist eine, ohne es so kenntlich gemacht zu haben, Übernahme bundesdeutscher Wordings.
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Die Frage ist immer rechtliche Normen, Theorie und wie wird die Praxis gelebt.
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Die Berufsgruppe hat immer wieder die Herausforderung in diesem Spannungsfeld zu agieren.
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Das heißt, es gibt einen alten Klassiker, der sagt, es gibt das doppelte Mandat.
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Das eine Mal verstehst du dich als beruflicher Sozialarbeiter, Sozialarbeiterin.
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Ich bin für meine Klientinnen da.
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Andererseits wirst du natürlich auch von der öffentlichen Sozialverwaltung bezahlt.
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Das ist natürlich so etwas wie ein Spannungsverhältnis.
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Beziehungsweise es gibt neuerdings, das könnte man auch ein bisschen optimistisch interpretieren,
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ein drittes Mandat, wo man sagt, wir haben auch eine gesellschaftspolitische Herausforderung.
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Wir als Berufsgruppe sind auch dazu da, eine gerechtere und sozialere Gesellschaft mitzubewirken.
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Behördliche Sozialarbeit hat natürlich auch in den letzten 15 Jahren zunehmend nur mehr ihre Kernbereiche.
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Das andere wird einfach ausgelagert und zugekauft von freien Trägern der Wohlfahrt.
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Es gibt gewissermaßen diesen Wohlfahrtsmix.
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Er ist aber nicht, wie viele glauben, ein ganz neues Phänomen und hätte mit dem Neoliberalismus zu tun.
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Ich als Historiker, der auch die Geschichte der Sozialen Arbeit immer wieder erforscht hat in den letzten Jahrzehnten,
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muss feststellen, seit den 1880er Jahren kann man nachweisen, dass die behördlichen Einrichtungen und Träger
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auf der einen Seite schon anno dazumal gesagt haben, wir haben viele Vereine,
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denen geben wir Subventionen und Förderungen und die sollen das und das für uns miterledigen.
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So ist es eigentlich seit eh und je. In diesem historischen Ablauf ist es einmal so und so das Mischungsverhältnis.
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Aber an sich ist es nichts Neues.
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Es führt natürlich auch dazu, dass jetzt in den Handlungsfeldern teilweise natürlich die Bezahlung auch variiert.
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Es ist so, dass die Verberuflichung des weiblichen sozialen Ehrenamtes
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am Vorabend des I. Weltkrieges seine ersten Ausprägungen hatte mit gesetzlichen Veränderungen,
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dass man überhaupt in die Familie hineinintervenieren konnte.
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Bei Missbrauch und bei Vernachlässigung hat man dann das Jugendamt gesetzlich institutionell geschaffen.
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Dann hatte man die Herausforderung und am Ende des I. Weltkrieges
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beziehungsweise zu Beginn der Ersten Republik im Jahre 1918
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hat man dann erstmalig ein öffentlich rechtlich anerkanntes Ausbildungssystem bekommen.
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Wir haben heutzutage in jedem Bundesland eine Ausbildung. Das war aber nicht immer so.
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In jedem Bundesland haben wir eine Sozialarbeiterinnen-Ausbildung.
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Aber es sind keine geklonten identen Ausbildungsprogramme.
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Es ist klar, die Grundsachen sind überhaupt keine Frage.
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Es gibt dann natürlich standortbezogene Profile, Akzente und dergleichen mehr.