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Sozialarbeit ist für mich mit Menschen arbeiten, für die gute Sache arbeiten.
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Es ist auch eine politische Motivation.
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Beitragen, dass die Welt ein stückweit besser funktioniert.
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Meine persönliche Motivation ist ein bisschen die Jugendlichen dabei zu unterstützen
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ein gewisses kritisches Weltbild zu entwickeln für sich.
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Gerade wenn es im Zusammenhang mit Social Media und Facebook,
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wo es nicht mehr so eindeutig ist, was jetzt seriöse Quellen sind oder wie man das bewerten sollte oder könnte.
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Ich glaube, man muss sich schon im Klaren sein,
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dass die Soziale Arbeit etwas ist, wo sich primär Menschen in sozialen Notlagen,
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das können ganz unterschiedliche sein, befinden.
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Was ich super finde an der Arbeit ist, dass sie so vielfältig ist
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und dass man ganz viele persönliche Interessen einbringen kann.
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Ich selbst mache gerne Musik, spiele mehrere Instrumente und kann das,
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sobald ich irgendwelche Jugendliche finde, die das auch interessiert, voll einbringen.
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Andere Kolleginnen sind vielleicht eher im kreativen Bereich.
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Man kann dadurch seine eigenen Hobbys und Stärken gut einbringen.
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Oder eben Sport ist ein großer Schwerpunkt.
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Mit Kindern sind es viele spielpädagogische Sachen, also Ballspiele, Sport, Basteln, Ausflüge usw.
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Bei Jugendlichen geht auch viel über Freizeitpädagogik.
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Da kommen noch andere Sachen hinzu, wie eben individuelle Beratungen.
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Also wenn es um Bewerbungen oder welcher Job passt zu mir usw. geht
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oder Stress mit der Familie, also einfach von bis. Da sind wir Ansprechpartnerinnen.
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Der andere Teil unserer Arbeit befasst sich mit Organisatorischem.
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Wir haben regelmäßig Teamsitzungen und Supervision. Wir müssen unser Programm planen.
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Wir müssen uns absprechen oder tauschen uns über Einzelfälle aus,
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welcher Jugendliche gerade unserer Ansicht nach welche Form von Unterstützung bräuchte.
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Wir müssen uns darüber austauschen, was die Regeln sind, was bei uns Jugendliche dürfen und was nicht.
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Man kennt das ja. Sagt die Mama nein, geht man zum Papa und der sagt ja.
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Wir sind sechs Leute im Team, wo wir uns einigen müssen, was unsere Teamlinie ist,
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um nicht ständig gegeneinander ausgespielt zu werden.
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Dieser Austausch im Team und überhaupt die Zusammenarbeit im Team ist etwas sehr Wesentliches bei uns.
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Im Sommer sind wir viel draußen, in den Parks und auf der Straße
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oder wir machen Ausflüge, gehen campen oder schwimmen.
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Im Winter sind wir mehr in der Einrichtung aber auch mobil unterwegs. So quasi Streetwork.
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Im Winter sind auch die Plätze aber zum Beispiel auch Einkaufszentren
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oder alle möglichen Orte, wo sich Jugendliche gerne aufhalten.
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Wichtig ist uns auch immer, dass wir darauf achten, ob die Jugendlichen irgendwie Lust haben,
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dass wir da sind. Es ist auch ok, wenn sie einmal keinen Bock haben und unter sich sein wollen.
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Dann gehen wir weiter. Je nachdem, wie wir gerade das Gefühl haben, was gerade passt.
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Manchmal quatscht man nur kurz im Smalltalk, wie es so geht und geht dann weiter.
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Manchmal bleibt man eine Stunde sitzen und redet über Gott und die Welt.
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Manchmal muss man auch akzeptieren, dass auch Jugendliche ihre Entscheidungen treffen,
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so wie sie es für richtig oder gut halten in dem Moment, dann muss man auch manchmal zuschauen.
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Es gibt auch öfters Rückschläge oder Herausforderungen, wenn es irgendwie schwierig ist.
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Oder vielleicht auch Schicksale von Jugendlichen, die einen schon auch persönlich betroffen machen.
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Umgekehrt, wenn wir uns für eine Sache voll bemühen und nachher taucht niemand auf
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und keiner mag mitmachen oder so, da braucht es schon eine gewisse Frustrationstoleranz, nennen wir es.
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Einfach da weiterzumachen und sich nicht demotivieren zu lassen.
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Sachen, die einen manchmal frustrieren, sind eher dann gesellschaftliche oder gesetzliche Geschichten.
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Wenn man merkt, da hat eine ganze gesellschaftliche Gruppe, z.B. viele Jugendliche mit Migrationshintergrund,
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die kaum Chancen haben, da jetzt reguläre Arbeit zu finden.
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So gewisse Ungerechtigkeiten, die man merkt.
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Bei Konflikten finde ich immer, dass man selbst ganz viel lernt.
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Ich lerne immer wieder von den Jugendlichen. Sie zwingen einen, auch die eigene Position zu überdenken.
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Es macht schon Spaß die Auseinandersetzung.
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Natürlich muss man irgendwie Kinder und Jugendliche mögen
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und da keine Berührungsängste haben oder sich nicht einschüchtern lassen.
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Ich habe manchmal so den Eindruck, viele Leute haben Angst vor Jugendlichen, weil die da herumlungern.
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Da muss man schon die Offenheit haben, auf die zuzugehen.
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Wenn man sie dann kennt, da merkt man es, dass die auch liebe Leute sind,
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auch wenn manche gefährlich wirken oder auch wirken wollen.
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Man braucht sicher eine Lust am Spiel, also Kartenspiele, Brettspiele, alles Mögliche.
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Im Sommer sind wir in Parks, da kann man dann Jonglieren.
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Das Gute ist, man kann es sich aussuchen, was man anbietet oder mitspielen mag.
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Ich denke schon, dass es Bedarf auf jeden Fall auch in Zukunft geben wird an Personen,
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die in dem Bereich arbeiten. Da ist sicher kein Mangel.
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Die Frage ist eher, ob es weiterhin eine Regierung gibt, die das finanziert.
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Das ist eine politische Entscheidung, ob man sagt, Kinder und Jugendliche sind uns wichtig,
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dafür wollen wir Geld in die Hand nehmen.
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Derzeit haben wir da vor allem in Wien wirklich Glück.
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Ich denke, die Jugendarbeit ist da sehr gut ausfinanziert.
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Das leistet auch einen guten Beitrag dazu, warum die Stadt so gut funktioniert.
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Ich hoffe, dass das so bleibt und dass man nicht meines Erachtens an den falschen Stellen zu sparen beginnt.
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Ihr müsst Euch das vorstellen. Bis ca. 1977 ist gewissermaßen 80 bis 85% das, was Sozialarbeiterinnen,
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damals werden sie schon Sozialarbeiterinnen genannt, das machen Leute im Bereich der Jugendamt-Sozialarbeit.
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Dann gibt es noch die Straffälligenhilfe, also die Bewährungshilfe.
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Dann beginnt erst mit den ausgehenden 1970er Jahren
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erstmalig eine Ausdifferenzierung in verschiedene Handlungsfelder in diese Vielfalt
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Das ist geprägt von den Sozialarbeiterinnen, die jetzt im Bereich,
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gerade auch im Zusammenhang mit der Frauenbewegung entstehen die ersten Frauenhäuser,
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in späterer Folge dann Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie.
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Es entstehen Streetwork-Projekte.
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Es entstehen in den 1980er Jahren neue Formen der Wohnungslosenhilfe, die auf Schiene gebracht werden.
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Die Suchthilfe, die Psychosozialen Dienst-Angebote.
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Diese sozialpsychiatrischen Problemfälle werden von Sozialarbeiterinnen gemacht.
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Diese Situation, dass wir jetzt ein Wording haben,
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dass alle Bachelor-Programme Soziale Arbeit großgeschrieben und getrennt genannt werden,
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ist eine, ohne es so kenntlich gemacht zu haben, Übernahme bundesdeutscher Wordings.
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Die Frage ist immer rechtliche Normen, Theorie und wie wird die Praxis gelebt.
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Die Berufsgruppe hat immer wieder die Herausforderung in diesem Spannungsfeld zu agieren.
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Das heißt, es gibt einen alten Klassiker, der sagt, es gibt das doppelte Mandat.
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Das eine Mal verstehst du dich als beruflicher Sozialarbeiter, Sozialarbeiterin.
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Ich bin für meine Klientinnen da.
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Andererseits wirst du natürlich auch von der öffentlichen Sozialverwaltung bezahlt.
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Das ist natürlich so etwas wie ein Spannungsverhältnis.
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Beziehungsweise es gibt neuerdings, das könnte man auch ein bisschen optimistisch interpretieren,
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ein drittes Mandat, wo man sagt, wir haben auch eine gesellschaftspolitische Herausforderung.
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Wir als Berufsgruppe sind auch dazu da, eine gerechtere und sozialere Gesellschaft mitzubewirken.
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Behördliche Sozialarbeit hat natürlich auch in den letzten 15 Jahren zunehmend nur mehr ihre Kernbereiche.
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Das andere wird einfach ausgelagert und zugekauft von freien Trägern der Wohlfahrt.
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Es gibt gewissermaßen diesen Wohlfahrtsmix.
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Er ist aber nicht, wie viele glauben, ein ganz neues Phänomen und hätte mit dem Neoliberalismus zu tun.
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Ich als Historiker, der auch die Geschichte der Sozialen Arbeit immer wieder erforscht hat in den letzten Jahrzehnten,
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muss feststellen, seit den 1880er Jahren kann man nachweisen, dass die behördlichen Einrichtungen und Träger
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auf der einen Seite schon anno dazumal gesagt haben, wir haben viele Vereine,
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denen geben wir Subventionen und Förderungen und die sollen das und das für uns miterledigen.
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So ist es eigentlich seit eh und je. In diesem historischen Ablauf ist es einmal so und so das Mischungsverhältnis.
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Aber an sich ist es nichts Neues.
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Es führt natürlich auch dazu, dass jetzt in den Handlungsfeldern teilweise natürlich die Bezahlung auch variiert.
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Es ist so, dass die Verberuflichung des weiblichen sozialen Ehrenamtes
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am Vorabend des I. Weltkrieges seine ersten Ausprägungen hatte
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mit gesetzlichen Veränderungen, dass man überhaupt in die Familie hineinintervenieren konnte.
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Bei Missbrauch und bei Vernachlässigung hat man dann das Jugendamt gesetzlich institutionell geschaffen.
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Dann hatte man die Herausforderung und am Ende des I. Weltkrieges
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beziehungsweise zu Beginn der Ersten Republik im Jahre 1918
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hat man dann erstmalig ein öffentlich rechtlich anerkanntes Ausbildungssystem bekommen.
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Wir haben heutzutage in jedem Bundesland eine Ausbildung. Das war aber nicht immer so.
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In jedem Bundesland haben wir eine Sozialarbeiterinnen-Ausbildung.
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Aber es sind keine geklonten identen Ausbildungsprogramme.
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Es ist klar, die Grundsachen sind überhaupt keine Frage.
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Es gibt dann natürlich standortbezogene Profile, Akzente und dergleichen mehr.