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Psychologen beschäftigen sich generell mit dem Erleben und Verhalten von Menschen.
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Bei mir geht es speziell um den Straßenverkehr.
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Also wie tun und machen Menschen im Straßenverkehr.
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Da arbeite ich sowohl mit Lenkern, die noch nicht auffällig geworden sind,
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wie z.B. in der Führerschein-Mehrphasen-Ausbildung,
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als auch mit Lenkern, die z.B. alkoholauffällig geworden sind.
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Ab 1,2 Promille muss man z.B. eine Nachschulung machen.
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Auch für solche Kurse bin ich zuständig.
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Beim Mehrphasen-Gruppengespräch geht es darum, Führerscheinneulinge,
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also Leute mit Probeführerschein, ein bisschen auf die Gefahren des Straßenverkehrs hinzuweisen.
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So eine Art Safety Management mit denen zu machen.
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Wir sprechen über Alkohol im Straßenverkehr. Wir sprechen über Emotionen im Straßenverkehr.
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Wie wirkt es sich aus, wenn ich besonders müde unterwegs bin,
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wenn ich unter Stress unterwegs bin, worauf muss ich besonders achten,
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was sind da so die Punkte, die auch zu Beeinträchtigungen führen können im Straßenverkehr.
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Also eine verkehrspsychologische Untersuchung wird z.B. angeordnet,
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wenn man unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr unterwegs ist, also ab 1,6 Promille
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oder unter Drogeneinfluss, wenn es amtsärztliche Zweifel an der gesundheitlichen Eignung gibt.
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Unsere Aufgabe als Verkehrspsychologen ist es festzustellen, ob diese Person zum einem
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von ihrer Leistungsfähigkeit her für den Straßenverkehr geeignet ist
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und zum anderen von ihren Persönlichkeitsvoraussetzungen.
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Ist sie bereit sich entsprechend anzupassen? Hat sie Problemeinsicht?
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Hat sie eine Problematik soweit im Griff, dass es im Straßenverkehr funktioniert?
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Dafür gibt es ein langes Explorationsgespräch, dauert ca. 1 Stunde
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und dann sind noch einige Testverfahren am Computer zu bearbeiten.
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Dinge, die beim Autofahren wichtig sind, werden abgeprüft,
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wie z.B. Reaktion, Aufmerksamkeit, Konzentration, Auge-Hand-Koordination,
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wie gut kann sich eine Person einen Überblick verschaffen im Straßenverkehr.
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Zu guter Letzt wird ein Gutachten verfasst vom Verkehrspsychologen.
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Das ist an die Behörde zu übermitteln und dann eine letztlich endgültige Entscheidung vom Psychologen
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ist das jetzt eine Eignung, ist es eine bedingte Eignung.
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Das heißt, passt es für den Führerschein, wenn bestimmte Auflagen erfüllt werden
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oder ist diese Person nicht geeignet.
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Es ist ein Zwangskontext, in dem wir arbeiten und dessen muss man sich schon auch bewusst sein.
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Niemand, der zum Verkehrspsychologen zugewiesen wird, kommt freiwillig.
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Es entwickelt sich jetzt gerade in Richtung Verkehrserziehung sehr viel,
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in Richtung Forschung, natürlich in die Arbeit Senioren im Straßenverkehr.
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Das ist ein Riesenthema, das immer mehr im Kommen ist
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und mit dem wir uns in den nächsten Jahren auf jeden Fall auseinandersetzen werden müssen.
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Wir gehen auch an Schulen und machen dort Verkehrserziehungs-Workshops,
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zum einen für Eltern von Schülern im Bereich Volksschule,
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zum anderen für Jugendliche selbst zum Thema Ablenkung im Straßenverkehr.
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Das andere ist Alkohol im Straßenverkehr
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und dann haben wir noch einen großen Workshop-Bereich mit Drogen im Straßenverkehr.
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Einer Sache, der man sich schon bewusst sein muss ist, dass es mit Ende des Psychologie-Studiums
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nicht unbedingt auch bedeutet, dass man sofort einen Job hat.
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Also Spezialisierung ist dann immer notwendig, ob es Verkehrspsychologie ist,
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ob es klinische Psychologie ist, ob es Kinder-Jugend-Psychologie ist.
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Es braucht einfach immer noch zusätzliche Ausbildungen, die dann teilweise auch etwas teurer sind.
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Aber wenn man den Bereich im Studium schon entdeckt hat oder für sich entdeckt hat,
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den man weiterführen möchte, dann zahlt es sich auf jeden Fall auch aus.
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Psychologie zu studieren zur Selbsthilfe ist eine aus unserer Sicht eher zweifelhafte Motivation,
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Psychologie zu studieren um sich selber zu therapieren.
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Das ist natürlich auch im Zusammenhang zu sehen mit einer zweiten häufigen Fehlannahme,
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die natürlich in Österreich vor allem sehr häufig ist, nämlich Psychologie ist gleich Psychoanalyse.
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Das ist die Freudsche Couch.
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Auch das ist eine Vorstellung, mit der Studierende kommen und die dann enttäuscht wird,
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weil Psychoanalyse zwar im Studium schon vorkommt aber eigentlich nur am Rande.
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Viele Studierende sind überrascht, dass das Psychologiestudium sehr stark methodisch orientiert ist,
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dass hohe Anteile an Statistik, an experimenteller Methodik,
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aber auch Methodik in Feldstudien und dergleichen enthalten sind.
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Dass es um Fragebogenentwicklung, Testentwicklung und dergleichen geht, um Techniken der Evaluation zum Beispiel.
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Und diese Aspekte erwarten viele nicht vom Psychologiestudium.
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Sie sind aber dem internationalen Trend folgend die Ausrichtung,
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wie heutzutage Psychologie weltweit betrieben wird, nämlich evidenzbasiert.
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Das Erstellen von Fragebögen, die Analyse von Fragebögen,
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damit die bestimmten Kriterien der Wissenschaftlichkeit, Objektivität, Reliabilität, Validität folgen
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Maßnahmen zu evaluieren und dergleichen mehr, Feldstudien zu planen.
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Viele Studierende haben ein Problem mit der statistischen, mathematischen Ausrichtung des Studiums,
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die für uns zum Teil schwer nachvollziehbar ist und wo man manchmal den Eindruck hat,
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das ist eher eine grundlegende Abwehrhaltung, eher ein emotionales Problem.
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Ich sage immer, wer eine Mathematik-Matura bestanden hat, wer in der 7. und 8. Klasse Gymnasium
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das Differenzieren und Integrieren gelernt hat, sollte eigentlich mit der Statistik,
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wie sie im Psychologiestudium vermittelt wird, kein Problem haben.
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Das ist nicht annähernd so schwierig wie die Dinge,
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die man in den letzten zwei Jahren im Mathematikunterricht in Gymnasien lernen muss.
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Gerade diese statistische und empirische sozial- und zum Teil sogar naturwissenschaftliche Ausrichtung,
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die wir verfolgen, die gibt unseren Studierenden auch besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt.
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Der Bedarf in diesem Segment wächst nach unseren Beobachtungen ständig
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und da kann man sich, gerade wenn man sich der Methodik nicht verschließt
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und offen für die Statistik ist, am Arbeitsmarkt sehr gut positionieren.