00:18
Dossier ist eine Nonprofit-Redaktion für investigativen und für Datenjournalismus.
00:23
Uns gibt es seit 2012. Uns zeichnet vor allem aus, dass wir sehr lange recherchieren,
00:28
also mit unseren Recherchen sehr tief in Themen eintauchen.
00:32
Von der Finanzierung her zeichnet uns aus, dass wir werbefrei sind.
00:37
Es gibt in Österreich vor allem ein Missverständnis, was den investigativen Journalismus anbelangt.
00:41
Der investigative Journalismus wird immer verbunden mit dem Skandal am Ende einer Recherche.
00:46
Das ist es nicht. Investigativer Journalismus ist für uns ein untersuchender Journalismus.
00:51
Sich in ein Thema einzuarbeiten und das Thema so gut zu verstehen, dass man Menschen,
00:58
die sich mit dem Thema vielleicht nicht auseinandergesetzt haben, die die Zeit nicht haben,
01:02
weil sie ihre eigenen Berufe haben, die Menschen besser informieren kann,
01:07
was eigentlich das Thema ist und wie das Thema funktioniert.
01:11
Das ist investigativer Journalismus.
01:13
Natürlich wenn am Ende einer Recherche ein Scoop herauskommt,
01:18
eine Exklusivmeldung sich ergibt, dann sagen wir als Dossiers auch nicht nein dazu
01:24
und dadurch zitiert werden und weil andere Medien unsere Rechercheergebnisse übernehmen.
01:30
Aber hätten wir den Anspruch Skandale am laufenden Band aufzudecken,
01:36
dann wären wir sehr schnell unzufrieden, weil das spielt es nicht.
01:40
Deswegen ist unser Zugang, die Recherche so zu begreifen, dass man in gewisse Mikrokosmen eintaucht,
01:46
Systeme beginnt zu verstehen, sich einarbeitet und dann im besten Fall
01:52
den Menschen besser zu informieren und ein stückweit aufklärerisch zu wirken.
01:59
Wir arbeiten sehr stark thesengeleitet. Investigativer Journalismus ist, wenn man tiefstapelt,
02:05
ist weniger detektivischer Journalismus, sondern ist mehr wie sozialwissenschaftliches Arbeiten.
02:10
Man stellt eine These auf, hat Forschungsfragen und versucht das abzuarbeiten
02:15
und die These zu verifizieren oder zu falsifizieren.
02:18
Jetzt kann es sein, dass sich im Laufe einer Recherche herausstellt,
02:21
meine ursprüngliche These ist nicht haltbar. Ich muss mich davon lösen.
02:26
Dann kann es sein, dass die Geschichte zusammenfällt, dass man keine Geschichte mehr hat.
02:30
Ich kann verstehe, dass sehr viele Medien verkürzen und verknappen müssen,
02:34
weil einfach der Produktionsprozess so aufgesetzt ist.
02:37
Ich habe aber dann kein Verständnis dafür, wenn man in dieser Verknappung
02:43
so Dinge zuspitzt wissentlich, dass sie falsch sind.
02:47
oder mit einer gewissen Motivation dahinter die Interessen von einen Anzeigenkunden zu erfüllen.
02:54
Bei Pressekonferenzen wird aktiv eine Botschaft gesandt.
02:58
Wenn ich als Journalistin oder Journalist nur diese Botschaft nehme,
03:02
dann werde ich eigentlich zum verlängerten Arm der aussendenden Stelle.
03:07
Das heißt, meine Aufgabe als Journalistin oder Journalist ist, diese Botschaften zu hinterfragen.
03:13
Auf der anderen Seite gibt es neben den offiziellen Pressekonferenzen Hintergrundgespräche zum Beispiel.
03:19
Das heißt, hier spreche ich mit Menschen, die mit einem gewissen Thema was zu tun haben
03:25
und hier versuche ich mit dem Menschen ein gegenseitiges Vertrauen aufzubauen,
03:31
dass mir die Person aus ihrem Mikrokosmos Informationen gibt, mit denen ich dann weiterarbeiten kann.
03:38
Es wurde schon immer seit es Daten gibt, mit Daten auch gearbeitet.
03:42
Was in der jüngeren Vergangenheit dazugekommen ist, dass die Werkzeuge, um mit Daten zu arbeiten,
03:48
so einfach geworden sind. Selbst ich kann damit umgehen. Ich kann damit arbeiten.
03:52
Das andere, was in der jüngeren Vergangenheit noch dazugekommen ist, die digitale Datenmenge wächst unermesslich.
04:00
Es gibt morgen mehr Daten zur Verfügung als es heute sind.
04:03
Alle Menschen hinterlassen auf den unterschiedlichsten Plattformen überall Datenspuren.
04:09
Dadurch wird Datenjournalismus eine wertvolle Informations- und auch Recherchequelle.
04:16
Man muss beim Datenjournalismus wissen, wo bekommt man Daten her, wie ordne ich die ein,
04:25
was ist eine gute Quelle, was ist ein schlechte Quelle.
04:27
Ich muss die Daten auslesen, analysieren und ich muss dann mit den Daten Geschichten erzählen können.
04:34
Das ist ganz wichtig. Weil letztlich geht es im Journalismus darum, beweisbare, belegbare Geschichten zu erzählen.
04:41
Die müssen stimmen. Das ist auch die Kunst beim Datenjournalismus, dass man die richtigen Daten hernimmt,
04:47
die richtigen Schlüsse herauszieht und dann auch nachvollziehbare Geschichten erzählt
04:52
und nicht nur Nullen und Einsen veröffentlicht. Sondern auch Geschichten erzählt,
04:58
mit denen die Menschen was anfangen können, die vielleicht gar nicht so sehr die Zahlen interessiert.
05:03
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Dossier unterrichten auch an diversen Bildung- und Weiterbildungseinrichtungen.
05:10
Recherche, Datenjournalismus, Visualisierung, auch Video on the Web zum Beispiel
05:17
oder Mobile Reporting, mittlerweile auch Entrepreneurial Journalism.
05:21
Das sind so eigentlich die großen Hauptthemen, die wir dort unterrichten.
05:25
Wenn man Journalismus und Medien als vierte Gewalt versteht,
05:30
dann kann es eigentlich nur die Aufgabe sein, die Mächtigen zu kontrollieren,
05:36
egal ob das in der Politik, ob das in der Wirtschaft ist, ob das im Sport oder in der Kultur ist.
05:43
Es gibt überall mächtige Menschen, Organisationen, Parteien, Firmen.
05:49
Das im Sinne für die Allgemeinheit, für die Bevölkerung per se diese Mächtigen zu kontrollieren,
05:55
ist für mich die eigentliche Aufgabe von Journalismus.