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Ich erzähle gerne Geschichten. Ich überlege mir gerne im Kopf,
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wie ich eine Geschichte erzählen kann, wie ich einsteige, wie ich die Geschichte aufbaue,
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welchen Schlusssatz ich nehme, welche Zitate ich verwende.
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Warum ich auch im Journalismus allgemein und im Printjournalismus auch für mich einen Sinn sehe,
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ist einfach weil ich das Gefühl habe, dass unsere Arbeit wichtig ist,
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dass wir mit unserer Arbeit etwas bewirken, dass wir als Medien
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auch in der demokratischen Gesellschaft eine große Rolle spielen,
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dessen Aufgabe auf uns zu kommt, dass wir über Sachen und Menschen berichten,
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auf Missstände hinweisen, Bewusstsein und Aufmerksamkeit für gewisse Themen und Menschen schaffen.
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Was mir im Online-Journalismus sehr viel Spaß macht im Vergleich zum Printjournalismus ist,
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dass man viel mehr Möglichkeiten hat, dass man keine Platzbeschränkung hat.
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Man kann Videos einbauen. Man kann Grafiken einbauen. Man kann interaktive Elemente, wie Quiz, einbauen.
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Man kann Audios einbauen. Man kann Podcasts einbetten in den Artikel,
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dass man multimedialer sein kann und nicht nur an Papier gebunden ist.
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Online-Journalismus funktioniert ein bisschen anders. Da geht man, finde ich,
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viel gezielter auf die Leser und Leserinnen zu.
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Sei es durch Push-Nachrichten. Sei es durch Soziale Medien.
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Man ist nicht mehr nur auf dem eigenen Medium, auf dem eigenen Platz vertreten,
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sondern auch auf vielen anderen Plätzen und geht auf die Leser:innen zu.
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Da muss man dann auch ein bisschen bedenken, wie title ich, wie mache ich eine Überschrift,
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dass die Menschen auch wirklich dran hängen bleiben.
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Wie bereite ich meinen Artikel auf, sodass es Google auch gut reiht.
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Was man sich auch immer im Digitaljournalismus denken muss ist,
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wie gestalte ich den Artikel, sodass man nicht nur ewig runterscrollt und nur Text vor sich hat,
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sondern dass man das ein bisschen mit Elementen auflockert, interaktiv gestaltet,
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multimedial gestaltet und sich auch bewusst ist, dass man mehr Möglichkeiten hat und diese auch nutzt.
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Beim Kurier hier bei mir ist es üblich, dass wir jeden Morgen mit einer Morgenkonferenz starten,
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wo sich die Ressorts und die Chefredaktion treffen und wo die Themen des Tages besprochen werden
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und aber auch diskutiert werden, was sehr wichtig ist.
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Ein anderer großer Bestandteil meines Arbeitstages ist auch viel lesen und observieren,
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was hat das eigenen Medium geschrieben, was haben anderen Medien geschrieben,
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auch was wird auf Sozialen Medien geschrieben, weil man da auch sieht, was gerade ein Thema ist,
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was für Aufregung sorgt, was in Diskussion ist.
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Da komme ich immer wiedermal auch auf ein paar Themen, weil ich etwas lese,
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was mich zu einer Weiterführung eines gewissen Themas inspiriert
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oder wo ich eine andere Idee dadurch habe.
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Ein weiterer Bestandteil sind natürlich viel Austausch, also nicht nur innerhalb der Redaktion
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sondern auch mit Informanten, Interviewpartnern, E-Mail schreiben, Telefonate führen.
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Wenn man Interviews oder Artikel hat, recherchieren, nachfragen, schauen, was ist da wirklich.
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Oft hört man Sachen und dann muss man dem auf den Grund gehen und herausfinden,
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stimmt das wirklich, wen kann ich dazu befragen. Schlussendlich muss man die Geschichte auch schreiben.
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Es gibt im Journalismus mittlerweile verschiedenste Angebote der Berufsausbildung.
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Es gibt Fachhochschulen. Das Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft bietet sich an.
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Dazu gibt es die gängige Praxis, dass man Praktika, Volontariate macht, sich möglichst jung schon
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bewirbt in den Sommerferien, mitarbeitet, in den Redaktionen reinschnuppert,
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um ein Gefühl zu bekommen, ist dieser Beruf etwas für einen und auch erste Erfahrungen zu sammeln.
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Dann würde ich einfach Ausdauer empfehlen, Selbstbewusstsein empfehlen,
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sich auch Mentorinnen und Mentoren zu suchen, Rat zu holen, ein Netzwerk zu knüpfen,
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auch mit gleichaltrigen Personen im selben Umfeld sich auszutauschen,
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wo kann man ein Praktikum machen, wo kennt man jemanden.
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Es ist ein Job, wo es sehr auf die Persönlichkeiten ankommt.
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Entsprechend werden immer verschiedene Persönlichkeiten für unterschiedlichste Sachen gesucht.
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Man sollte nicht gleich verzagen, wenn es nicht beim ersten Mal passt.
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Journalismus ist eine Leidenschaft mehr als ein Beruf.
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Man muss jeden Tag in einen neue Situation, in ein neues Thema hineinspringen.
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Das ist das, was es für mich auszeichnet. Das ist total interessant und spannend.
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Aber natürlich ist es kein 9-to-5-Job, weil man hat Sonntagsdienste.
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Man hat frühe Morgendienste. Man lernt jeden Tag etwas Neues. Man lernt interessante Menschen kennen.
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Man muss nicht nur neugierig sondern auch wissbegierig sein.
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Man muss manchmal auch lästig sein. Man muss auch aushalten eine öffentliche Person zu sein
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und auch dafür kritisiert zu werden, was man schreibt und was man sagt.
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In den Redaktionen und im Journalismus ist es wichtig, dass wir jetzt diverser werden,
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was einen multikulturellen Hintergrund betrifft. Da haben wir noch ganz viel aufzuholen.
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Das ist auch mit ein Grund, warum ich diese Plattform mache, weil ich glaube, wir müssen uns öffnen.
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Wir tun manchmal so im Journalismus, als wären wir eine sehr geschlossene Gesellschaft.
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Das sind wir schon lange nicht mehr. Das bildet sich im Journalismus noch viel zu wenig ab.
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So gesehen müsste man wahrscheinlich auch eine Quote für Journalisten mit Migrationshintergrund einführen.