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Grundsätzlich ist die Mathematik
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in meiner Auffassung
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eine Hilfswissenschaft,
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um die Welt besser zu verstehen.
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Mein Job ist es, Computermodelle zu erstellen.
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Computermodelle zu bauen,
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zu abstrahieren, zu implementieren.
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Um das zu tun, muss man neben einer guten Portion Kreativität
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auch eine Gabe des logischen Abstrahierens mitbringen.
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Was bedeutet das?
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Das bedeutet, die Dinge aus dem Realsystem zu erfassen
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und formalisieren zu können. Das heißt, in eine abstrakte Sprache zu bringen.
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Auch wenn das jetzt nicht direkt mit der Mathematik zu tun hat,
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bietet einem ein Mathematikstudium eine super Ausbildung dahin,
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dass man das besonders gut kann.
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Als Mathematikerin, Mathematiker wird man dazu ausgebildet,
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einfach abstrakt zu denken und seine Umgebung in Formeln wahrzunehmen.
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Das ist eine super Grundlage.
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Es gibt eine lustige Diskussion darüber, ob die Mathematik eigentlich
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eine Naturwissenschaft oder doch eher eine Geisteswissenschaft ist.
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Allein, dass es diese Diskussion gibt, zeigt ein bisschen was über die Mathematik.
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Nämlich die Frage, ob die Mathematik von Menschen erfunden worden ist
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oder ob es sie eigentlich eh gibt.
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In Wahrheit ist es ja auch so:
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Unsere tagtäglichen Probleme sind ja keine Mathematik-Probleme.
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Es sind Probleme in Physik,
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sind Probleme in Elektrotechnik, sind Probleme in Finanzwissenschaften,
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sind Probleme in Wirtschaftswissenschaften und so weiter.
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Für alle diese Probleme braucht man aber Mathematik als Grundlage.
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Entsprechend ist das auch die Idee, dass man einfach Mathematik
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als Grundlage lernt, sich aber irgendwann später spezialisiert.
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Man kann sich während dem Mathematik-Studium überlegen,
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wie man sich spezialisieren möchte.
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Es gibt natürlich Leute, die in der theoretischen Mathematik bleiben.
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Die sagen, okay, sie machen Mathematik um der Mathematik willen.
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Da gibt es ganz, ganz spannende Probleme
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und ganz, ganz tolle wissenschaftliche Arbeiten dazu.
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Aber das sind dann die Leute, die in der Wissenschaft bleiben.
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Wenn man im realen Leben ankommen möchte, muss man sich irgendwann mal überlegen,
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was man mit der Mathematik dann machen möchte.
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Möchte man in einen naturwissenschaftlichen Bereich gehen?
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Möchte man in Physik gehen?
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Man braucht Mathematik für Physik.
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Von Quantenmechanik bis zu Kinematik ist alles dabei.
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Man braucht Mathematik in Biologie, Gesundheitswissenschaften.
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Haben wir jetzt gerade live gesehen über Simulationsmodelle.
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Man braucht Mathematik in den Finanz- und Wirtschaftswissenschaften.
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Bei jeder Versicherung gibt es ganz, ganz viel Mathematik im Hintergrund
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und da sind Mathematiker immer sehr gefragt.
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Auch in den Engineering Wissenschaften, also Ingenieurwissenschaften,
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Elektrotechnik, Bauingenieurwesen.
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Die Elektrotechnik fußt auf Differenzialgleichungen unter Anführungszeichen.
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Regelungstechnik ist da ein Teil davon.
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Bauingenieurwesen, wo es um Statik geht.
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Auch das braucht Mathematik zwangsläufig als Hilfswissenschaft.
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Die Mathematik ist auch für die Informatiker
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und für die Wirtschaftsinformatiker ein Werkzeug.
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Beide Studienrichtungen müssen sich sehr stark mit Logik auseinandersetzen,
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müssen sich sehr stark mit Linearer Algebra zum Beispiel auseinandersetzen.
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Auch in der Informatik muss man sich mathematische Fragen stellen.
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Wenn man sich überlegt, wie man gewisse Dinge am besten speichert,
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wie man am besten IDs vergibt.
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Die Kryptographie fußt ausschließlich auf der klassischen Zahlentheorie.
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Da gibt es ganz, ganz viele Bereiche der Informatik,
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in der man ganz viel Mathematik braucht.
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Ist nur die Frage, möchte man eben Mathematik
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um der Mathematik willen machen?
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Oder Mathematik um der Anwendung willen?
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Was auf jeden Fall hilft als Eigenschaft ist,
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wenn man eine gewisse Begeisterung für Zusammenhänge verspürt.
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Also wenn man begeistert daran ist, bei Sachen
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Ursachen und Wirkungen aufeinander zu analysieren,
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dass man gerne Sachen abstrahiert.
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Und sobald man gerne Sachen abstrahiert und die abstrakten Zusammenhänge analysieren möchte,
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ist man schon einmal automatisch in dem mathematischen Denken drinnen.
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Dann kommt es ganz automatisch, dass einen das Konzept
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von einem mathematischen Beweis interessiert.
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Dass man es spannend findet,
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wenn etwas für jede beliebige Zahl bewiesen ist,
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obwohl man nur eine Zeile geschrieben hat.
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Solche Dinge deuten schnell einmal darauf hin,
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dass man dafür geeignet ist.
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Ich würde sagen, das abstrakte Denken ist irgendwie das,
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was einen dann dorthin bringt,
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dass man das gerne macht.
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Mein Bereich ist Forschung und in der Forschung
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sind die Verdienstmöglichkeiten nicht berauschend, sagen wir es mal so.
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Ich kenne keinen Forscher der Welt, der sagt,
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er ist jetzt wirklich damit reich geworden.
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Das gibt es im Allgemeinen nicht.
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Wir machen den Beruf nicht deshalb, weil wir gut damit verdienen,
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sondern wir machen den Beruf deshalb, weil uns einfach die Spannung reizt,
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weil uns die neuen Herausforderungen reizen.
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In den Anwendungsberufen - also wenn wir sagen,
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okay, wir gehen in die angewandte Mathematik
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beispielsweise im Finanzbereich oder bei großen Industrieunternehmen -
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dort ist es grundsätzlich schon so,
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dass es sehr, sehr gute Verdienstmöglichkeiten gibt.