00:15
Ich habe neben der Schule,
00:17
weil ich Geld verdienen wollte,
00:18
einen Samstags-Job gemacht
00:20
bei einem Juwelier im Verkauf
00:22
und bin immer näher an die Produkte, an die Uhren rangekommen
00:26
und mich hat immer mehr interessiert:
00:28
Wie funktioniert die Technik? Wie kann man so was bauen?
00:32
Wie kann man so etwas reparieren? Das hat mich immer mehr fasziniert.
00:36
Dann habe ich mir gedacht, das kann man doch irgendwo lernen.
00:40
Dann bin ich auf die Schule gekommen.
00:42
Eigenschaften, die man für die Uhrmacherei mitbringen sollte,
00:47
sind Ausdauer, Geduld, Konzentration,
00:52
das saubere Arbeiten
00:54
und stundenlang an einer Sache konzentriert arbeiten zu können.
00:58
Man muss sich mit den Augen wirklich konzentrieren.
01:01
Es geht sehr auf die Augen und man muss auch schauen,
01:03
dass man eine aufrechte Haltung hält.
01:06
Dafür sind die Tische eingestellt.
01:08
Man braucht nicht unbedingt ruhige Hände haben.
01:12
Man muss sich darauf einstellen und das erlernen wie ein Musikinstrument.
01:16
Wie man die Pinzette hält und den Schraubenzieher,
01:18
ohne dass man Kratzer hinterlässt.
01:21
Man kontrolliert alle Bestandteile des Uhrwerks,
01:24
sowohl Schraube als auch Zahnrad
01:26
und stellt größere Verschmutzungen oder Beschädigungen fest.
01:32
Diese werden in der Reinigung des Uhrwerks,
01:36
das demontiert und gereinigt wird,
01:38
werden diese Fehler ausgebessert.
01:40
Nach der Reinigung wird das Uhrwerk kontrolliert, eingestellt,
01:43
reguliert - bei einer Kleinuhr zum Beispiel auf die Ganggenauigkeit -
01:47
und dann werden die Uhrwerke dementsprechend geölt
01:49
mit den passenden Ölen und Fetten.
01:52
Denn so ein Uhrwerk soll in der Regel 5 bis 7 Jahre lang laufen.
01:58
Am meisten Spaß macht mir die Finissage einer Uhr,
02:01
also das Schleifen von Uhrwerken, die Überarbeitung.
02:05
Auf das lege ich besonderen Wert:
02:07
auf schön geschliffene Kanten, polierte Flächen, schöne Schliffe in einem Rad.
02:12
Ich bin eher so gewesen,
02:13
ich wollte immer gleich alles sofort, alles schnell machen
02:16
und alles schnell fertig haben.
02:18
Dann ist mir bewusst geworden, in der Uhrmacherei geht das nicht.
02:21
Da muss man sich Zeit nehmen, die Geduld haben.
02:25
Und da kämpft man manchmal mit sich selbst.
02:27
Dadurch, dass die Nachfrage nach Uhrmachern so groß ist,
02:30
ist es teilweise so, dass die Firmen uns selbst Anfragen schicken
02:33
nach der schulischen Ausbildung
02:35
und Jobangebote schon beim Betriebspraktikum machen.
02:39
Es ist jedem selbst überlassen, arbeite ich jetzt
02:42
bei einer Firma in Österreich, in der Schweiz oder in Deutschland.
02:46
Die Schule ist sehr familiär und wir sind auch im Internat
02:50
sehr viel zusammen, verbringen die meiste Zeit in der Woche beieinander.
02:55
Sowohl HTL-Mechatroniker_innen als auch Uhrmacher_innen.
02:58
Ich habe schon immer gut
03:01
mit kleinen, filigranen Dingen gekonnt
03:04
und ich war schnuppern hier
03:06
und zugleich war die Faszination einfach da.
03:10
Und ich war so: Ja, das will ich machen.
03:13
Überrascht hat mich, dass wir das Unterrichtsfach Edelsteinkunde haben.
03:19
Was mir auch sehr gefällt,
03:21
weil wir nicht nur über die Technik der Uhren lernen,
03:25
sondern auch alles Rundherum.
03:27
Gold - wie es hergestellt wird, woher es überhaupt kommt.
03:31
Und nicht nur von Gold, sondern auch Platin usw.
03:34
Es geht wirklich tiefer in die Materie hinein.
03:36
Das ist echt cool.
03:38
Wir haben eine Idee, wollen etwas machen
03:40
und lernen im Fach CKTM, Technisch Zeichnen,
03:45
zuerst auf dem Papier und dann auch in richtigen Programmen,
03:49
wie man ein Bauteil konstruiert und dann
03:52
in der Werkstätte, ob es Bohren, Fräsen oder irgendwas ist,
03:57
lernen wir alles.
03:59
Wir arbeiten auf tausendstel Millimeter.
04:02
Das ist schon ziemlich klein.
04:04
Manchmal hast du, dass du nur
04:09
minus 0,01 Millimeter drunter sein darfst.
04:14
So viel Abweichung darf sein von dem Maß, das du machst.
04:19
Die HTL Karlstein ist in Österreich eine Unikat-Schule.
04:23
Wir sind die einzige Uhrmacherschule in ganz Österreich
04:26
mit einer sehr langen Historie -
04:27
seit 1873 als K&K Uhrmacherschule gegründet.
04:31
Wir haben ein sehr breites Fach
04:33
von der Turmuhr bis zur Kleinuhr, bis zur Taschenuhr, bis zur Armbanduhr.
04:38
Jede_r findet irgendwo die Richtung, die ihm oder ihr besser gefällt.
04:41
Der eine ist mehr behaftet in der Anfertigung
04:44
alter historischer Ersatzteile, in Restauration.
04:47
Der andere arbeitet lieber mit modernen Uhren,
04:50
geht in die Uhrenindustrie und baut dort, konstruiert dort.
04:54
Wir haben nicht nur dieses Uhr machen, Uhr erzeugen,
04:58
sondern es sind Instandhaltungsarbeiten von hochwertigen Uhren.
05:02
Es geht natürlich auch um den Werterhalt bei solchen Uhren.
05:06
Am Ende der Ausbildung bei uns in der Schule
05:08
kommt die Berufs- und Reifeprüfung.
05:10
Das heißt, früher war es die Gesellenprüfung,
05:12
jetzt heißt es Berufs- und Reifeprüfung.
05:14
Somit kann ich bei einem Uhrmacher, bei einem Juwelier zu arbeiten beginnen.
05:18
Ist nicht nur der Fokus auf die Werkstätte,
05:20
sondern es können administrative Aufgaben im Uhrenbereich sein.
05:25
Kann Richtung Verkauf der fachkundige Uhrenverkäufer
05:29
oder die Uhrenverkäuferin sein.
05:31
Aber es heißt ja im Prinzip Präzisions- und Uhrentechnik.
05:34
Es ist sehr vieles artverwandt.
05:35
Das heißt, sei es Medizintechnik, Instrumentenwartung,
05:40
Flugzeuginstrumente, Tachos, künstliche Horizonte.
05:45
Selbst im Prothesenbau werden unsere Absolvent_innen gerne genommen.
05:48
Wir sind ein kleiner Haufen an Uhrmachern in Österreich
05:51
und jeder ist entweder bei uns in die Schule,
05:53
in die Fachschule gegangen oder in die Berufsschule
05:56
oder er hat bei uns die Meisterprüfung gemacht.
05:59
So entsteht schon in diesen Ausbildungsjahren
06:02
ein sehr gutes Netzwerk, das im Berufsleben weiterhilft.