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Ich mache jetzt gerade den Turnus.
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Bin schon relativ am Ende vom Turnus.
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Und mir fehlen jetzt noch vier Monate.
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Kinderheilkunde.
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Und die mache ich jetzt in der Kinderklinik.
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Und dann habe ich sozusagen den Turnus
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abgeschlossen, die drei Jahre,
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die man im Krankenhaus machen muss und dann sozusagen
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geschafft.
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Es macht sicher keiner diesen Turnus liebend gerne. So ist es nicht.
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Es gibt natürlich schon Abteilungen, wo man gerne ist
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ich war irrsinnig gern auf der Lungenabteilung, man hat schon seine Lieblingsabteilungen.
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Dann gibt es wieder Abteilungen, da geht man jeden Tag um 19:00 heim
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also fängt um sieben in der Früh an und geht um sieben am Abend heim
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und ist völlig geschlaucht, hat seine,
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vier Nachtdienste im Monat
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und es ist einfach nur stressig
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und man ist nur Müde und kommt sonst zu nichts, hat keine Freizeit
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und das sind die Sachen,
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wo man sich dann halt einfach durch frisst sozusagen.
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Eins muss man sich aber auch immer vor Augen führen,
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es ist ja nicht so, dass Sie jetzt als Turnusarzt,
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da jetzt irgendwie eine Ausbildung machen.
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Es ist schon Ausbildung, aber ich verdiene was.
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Es ist so, dass man eigentlich
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ohne praktischem Wissen jetzt
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auf die Station kommt und einmal
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wirklich, es ist wirklich hier ein
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Aha-Erlebnis.
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Was mach ich jetzt, was tue ich und ein bisschen eine Unsicherheit ist schon dabei.
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Ich habe mich irrsinnig gefürchtet, nach dem Studium,
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eben aus diesen Gründen,
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dass ich irgendwas falsch mache oder dass ich jetzt
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irgendwen umbringen könnte oder so, es ist
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ja, also war ein bisserl eine Angst da vor meinem ersten Turnustag
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und wie ich dann aber den ersten Tag auf die Station gekommen
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bin, war es so, dass diese Angst eigentlich sich sofort verflüchtigt hat.
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Aus dem Grund, dass man nie alleine gelassen wird.
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Wenn ich auf eine Station hinkomme,
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gibt's immer einen Kollegen, der schon länger dort ist
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und es ist eigentlich der derjenige,
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der in den Alltag einführt, sozusagen.
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Die Stationsschwestern sind auch eine irrsinnige Hilfe, am Anfang.
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Das sind Leute, die seit 20 Jahren auf der Station sind,
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die kennen einfach den Betrieb.
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Wenn ich als neuer Turnusarzt hingehe, ist es klar, dass ich,
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obwohl ich vielleicht in der Rangliste über den Schwestern stehe,
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aber das ich sicher eher von den Schwestern was lernen
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kann, noch.
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Früher, oder sagen wir so
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es hat ja eine alte Studienordnung gegeben,
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bei Medizin, wo man
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sage ich mal zuerst die Theorie gelernt hat,
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also Chemie, Physik, Biologie etc.
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und dann relativ spät erst in die klinischen Fächer gekommen
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ist, in die Fächer, wo man wirklich am Krankenbett, was tut
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und diese Diskrepanz wollte man jetzt mit einer neuen Studienordnung
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irgendwie aufheben.
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Und man hat gesagt, warum
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schickt man nicht gleich die Leute von Beginn an ans Krankenbett?
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Das ist das, was sie später mal zumindest im Turnus täglich machen
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werden, dass sie am Patienten betreuen und nicht irgendwie Biologie oder Chemie
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lernen müssen.
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Man wollte einerseits eben mehr Praxis
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bieten, den Studenten und
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andererseits auch
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mehr Berufsnähe.
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Jeder, der mit dem Medizinstudium fertig ist,
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sollte den Turnus unbedingt machen.
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Es gibt Leute, die denken sich nach dem Studium:
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Jetzt muss ich da ins Krankenhaus,
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Da sind lauter alte Leute; nein, das interessiert mich nicht,
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ich gehe in die Pharmaindustrie und werde dann, weiß ich nicht Vertreter, oder
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keine Ahnung, Medical Adviser oder so was,
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die gibt es auch.
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Aber was ist, wenn ich, wenn ich jetzt angenommen
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keinen Platz finde in der Pharmaindustrie oder wenn mich das gar nicht interessiert,
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dann bin ich nämlich ohne Turnusarzt,
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bin ich ja eigentlich nix.
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Ich bin zwar Doktor, aber
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darf nichts machen, ich kann keine Praxis aufmachen, ich kann
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und darf niemanden behandeln.
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So auf die Art, weil mir einfach dieses Jus Practicandi
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das Recht sozusagen zu praktizieren
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fehlt mir und das kriege ich nur durch den Turnus.