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Ich bin klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin
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und arbeite als Schulpsychologin beim Landesschulamt Niederösterreich.
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Habt ihr einen eigenen Bezirk, für den ich zuständig bin.
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Also als klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin
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ist man dazu verpflichtet oder
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ist im Aufgabengebiet klinisch- psychologische Diagnostik.
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Das bedeutet jetzt eben
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Leistungsmerkmale, Verhaltensstörungen,
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Persönlichkeitsmerkmale zum Beispiel, aber auch
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Beratung, Begleitung, Behandlung.
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Ganz wichtig in dem Bereich ist auch präventives
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Handeln, also Projekte zum Beispiel durchführen,
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auch mit Gruppen
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ebenso wie Interventionen.
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Also jetzt,
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wenn eben die Personen schon erkrankt sind oder dann eben in der Rehabilitation.
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Es gibt das Klischee, dass wenn man Psychologie studiert, man
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es deswegen tut, wenn man eigene Probleme hat und das stimmt sicher zum Teil, also
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das war auch meine Motivation, dass ich mehr über mich selber wissen
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wollte und mehr über die Ursachen, meiner Probleme.
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Und natürlich der andere Aspekt des immer auch helfen wollen und
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Leuten weiterhelfen wollen, Probleme anderer auch lösen wollen.
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Das war sicher so eine wichtige Motivation.
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Im letzten Jahr, bevor ich mit dem Studium fertig geworden bin,
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habe ich diese Stärken in Zweifel gezogen,
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ob ich wirklich dafür geeignet bin, als Psychotherapeut zu arbeiten.
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Ich habe zwei Therapieausbildungen angefangen
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Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie,
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beide auch fast abgeschlossen,
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Aber es ist mir dann, ja,
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es ist mir die Frage gekommen, ob das wirklich das ist,
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was ich machen kann, ob ich die Geduld habe,
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wirklich als Therapeut arbeiten zu können.
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Und dann habe ich auch gesehen, dass da der Weg hin
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zu einem Psychotherapeuten also auch sehr, sehr aufwendig ist.
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Die Ausbildung ist sehr lang, sehr teuer,
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habe ich zum großen Teil gemacht, aber dann
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kann man nicht einfach zum Arbeiten anfangen. Dann muss man
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versuchen, sich Klienten zu suchen.
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Man muss sich etablieren in der Gemeinschaft.
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Das ist ein sehr, sehr komplizierter Prozess.
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Es dauert sehr lange, man investiert sehr viel und die Frage ist:
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Kann man je davon leben?
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Die Erwartungen in meinem Fall sind erfüllt worden.
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Ich habe wirklich sehr viel mit Menschen zu tun,
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eben mit Menschen unterschiedlicher Altersgruppen.
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Aber man muss gleichzeitig sagen, das ist eben, dass nicht jeder dieses Glück hat,
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also ja, das erreichen kann, weil es eben auch nur eine sehr begrenzte Anzahl an
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Arbeitsmöglichkeiten danach gibt.
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Also Arbeitsmöglichkeiten schon, aber eben dann Jobaussichten.
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Ich war in meinem Studium schon sehr hartnäckig.
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Ja, ich habe eben zu meinen Zeiten damals noch auf der Uni übernachtet,
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auch um in ein Seminar hineinzukommen oder eben schon
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mit dem ersten Zug nach Wien gefahren und mich um fünf Uhr vor die Tür gesetzt.
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Das sind einfach so Strapazen, die ich dann auch auf mich genommen habe.
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Gleichzeitig war es aber natürlich auch so,
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dass ich während dem Studium immer wieder nebenbei gearbeitet habe.
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Aber auch eben ehrenamtlich, also jetzt nicht bezahlt.
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Ich habe eigentlich während des ganzen Studiums meine ganzen Ausbildungen,
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also diese Erfahrungen, die ich gesammelt habe,
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waren zum Großteil ehrenamtlich, also jetzt eben zum Beispiel in
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Beratungsstellen mitgearbeitet oder in Betreuung von Kindern.
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Aber es ist eben, das ist eigentlich das Wichtigste, dass man neben dem Studium Erfahrung sammelt,
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um eben dann später einfach nachweisen zu können,
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dass man eben ist, nicht nur studiert hat und eben die Theorie gelernt hat,
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sondern eben auch schon praktische Erfahrungen hat.
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Was sich schon
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bei mir im Laufe des Studiums entwickelt hat
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war auch das Interesse an sozialwissenschaftlicher Forschung.
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Und dazu
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bekommt man auch im Rahmen des Psychologiestudium sehr viel mit.
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Also Untersuchungsplanung,
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Methodik und dann natürlich auch Statistik
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gehört dazu
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und vor allem auch die Herangehensweise, die Frage
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wie mache ich das, wenn ich was erfahren will,
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wie es wirklich ist, man hat alle möglichen Hypothesen
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und Vermutungen und alle möglichen Vorurteile.
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Wie mache ich das, wenn er rausfinden will, was jetzt wirklich ist?
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Indem ich Leute befrage.
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Aber das kann ich ja nicht
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willkürlich machen, da muss ich ein Konzept dafür haben.
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Da brauch ich zum Beispiel
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das Konzept der repräsentativen Auswahl von Befragungspersonen,
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da muss man überlegen, welche Fragen ich stelle, wie ich die Antworten interpretiere.
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Und all das hat sich schon im Laufe des Psychologiestudium
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auch als Interesse bei mir herausgestellt,
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weil es auch ein wesentlicher Teil der Ausbildung ist.
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Und das habe ich natürlich dann in das Berufsfeld
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Marktforschung sehr stark einbringen können.
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Und ich hatte schon den Eindruck,
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also wie gesagt, ich habe vorher
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mit Marktforschung im engeren Sinn
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nie was zu tun gehabt und mich auch damit nicht beschäftig,
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wie ich damit angefangen habe.
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Habe ich schon den Eindruck gehabt, dass ich von meiner Ausbildung her
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als Psychologe für dieses Berufsfeld eigentlich sehr gut ausgebildet bin.
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Im Vergleich zu anderen,
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zu Absolventen anderer Studiengänge,
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mit denen ich zusammengearbeitet habe, ob das jetzt Publizistik oder
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Soziologie oder Betriebswirtschaftslehre ist, habe ich den Eindruck gehabt.
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Ich als Psychologe bin eigentlich sehr gut gerüstet dafür.
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Es werden wesentlich weniger Psychologen auch gesucht,
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weil eben doch der Bedarf dann irgendwann auch gedeckt ist.
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Und eben diese fixen
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Verträge sind eben
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sehr begrenzt möglich und man muss wirklich Kontakte knüpfen, während des Studiums.
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Ich halte nichts davon, ständig darüber zu jammern,
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über überlaufene Psychologie und wie viele 1000 Studenten dort sind und
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oh Gott, wie schlimm es ist,
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und man muss die Leute abschrecken.
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Ganz im Gegenteil.
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Gerade aus meiner persönlichen Entwicklung, würde ich sagen, dass
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das die richtige Entscheidung war.
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Und man bekommt sehr viele interessante Dinge mit,
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während des Studiums,
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die man vielleicht beruflich nicht unmittelbar umsetzen kann, nachher
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aber wer Psychologie studiert
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hat andere Interessen von vornherein
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als jemand, der Betriebswirtschaftslehre studiert.
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Also es gibt Leute, die studieren, damit sie möglichst schnell Karriere machen.
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Es gibt andere, die studieren, um sich persönlich zu entwickeln.
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Und da ist das Psychologiestudium, denke ich auch rückblickend
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auch wenn es Enttäuschungen gegeben hat, ein sehr, sehr interessantes Studium und
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das andere ist die
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und das hat sich sicher nicht geändert
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ich hab mein Studium vor 20 Jahren abgeschlossen, aber
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mein Eindruck vom Psychologiestudium ist,
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dass diese Vorbereitung fürs Berufsleben ist eine sehr, sehr breite Vorbereitung.