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Der Metallurge beschäftigt sich mit der Herstellungs-
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technologie, der Verarbeitung und den Eigenschaften von Metallen.
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In meinem besonderen Fall ist es eben Stahl.
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Ich habe eine klassische Technikerkarriere hinter mir,
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ich bin Absolvent einer HTL für Maschinenbau und hab anschließend in Leoben Metallurgie studiert.
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Es ist sicherlich auch von der Familie gekommen, sowohl mein Großvater,
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als auch mein Vater
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haben Sie mit Metallen beschäftigt, mein Vater auch hier im Unternehmen.
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Natürlich ein gewisses technisches Interesse für Verfahrenstechnik,
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Chemie, Physik in der Schule ist schon wichtig für den Beruf.
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Das sind einmal die Grundlagen für ein technisches Studium.
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Aber es ist auch genauso wichtig auch Betriebswissenschaften, in meinem Fall auch
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und auch eine gewisse Art von Networking, das heißt
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Fremdsprachen, Reisebereitschaft, weil man auch international unterwegs ist
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das ist ganz, ganz wichtig, auch für den Beruf des Metallurgen.
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Mein Arbeitsfeld und das meines Teams ist die verfahrens-
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technische Optimierung, Weiterentwicklung des Hochofenprozesses.
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Das heißt das ist eine Herstellungstechnologie von den Erzen zum Roheisen.
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Das beginnt mit Projektarbeit, Projektbesprechungen,
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Kontakt mit den Betrieben, das normale Tagesgeschäft, der Kontakt
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mit dem Betriebsingenieuren.
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Was ist jetzt, was Sie am letzten Tag gut gelaufen?
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Was ist schlecht gelaufen?
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Was ist über das Wochenende passiert?
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Das sind aber auch Dienstreisen, Kontakte mit anderen, mit anderen Unternehmungen
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in Deutschland, in Italien, in Schweden.
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Wir haben zum Beispiel gerade jetzt ein Versuchsprojekt in Schweden laufen,
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wo zwei meiner Kollegen vor Ort sind
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und eine Verfahrensänderung bei Hochofenprozess ausprobieren.
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Wir stehen hier auf dem Einblasturm für Kunststoffe, das ist ein Projekt,
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wie kann ich, wir sind ein sehr rohstoffintensiver Betrieb,
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wie kann ich teure Primärrohstoffe, Kohle, Koks, Schweröl
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durch alternative Rohstoffe, sprich Sekundärrohstoffe ersetzen?
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Und das ist eben das Projekt Kunststoffeindüsung in den Hochofen.
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Wir haben hier das Potenzial, rund 1/3 der gesamten anfallenden
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Alt-Kunststoffmengen in Österreich
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zu verarbeiten, wieder zu verwerten, wiederum etwas Sinnvolles
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daraus zu machen, um damit Primär- rohstoffe, Koks und Schweröl zu ersetzen.
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Das ist eigentlich das letzte aktuelle Projekt.
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Genauso wichtig sind aber auch die Umwelttechnologien.
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Wir sind natürlich auch ein sehr
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kritischer Bereich in Richtung Emissionen und da ist uns in den letzten Jahren
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mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung doch ein großer Schritt in Richtung
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weiterer Emissionsreduktion gelungen, um eben auch diesen Industriestandort Linz
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wirklich dauerhaft auch nachhaltig abzusichern.
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Die Aufgabe
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des Metallurgen in der Stahlerzeugung ist die Herstellung
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und der Schmelzung des Stahls gemäß Kundenspezifikationen.
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Dies erfolgt eben im Konverter
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bzw. die Einstellung der Analyse, dann in der Sekundärmetallurgie.
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Im Weiteren, wenn die Analyse eingestellt wird,
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wird der Stahl auf den Strangguß- Anlagen abgegossen,
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den sogenannten Brammen oder Knüppelformen den jeweiligen Walzwerken zugeführt.
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Die Haupteinsatzmaterialien sind einmal auf der einen Seite Schrott
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und das Roheisen, das flüssige Roheisen, das vom Hochofen kommt.
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Und dann erfolgt die genaue Einstellung, wenn man so will,
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die Würze über andere Legierungsmaterialien,
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die eben andere Metalle sind, wie Kupfer, Molybdän, Mangan, Silizium etc. die man zum
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Einstellen der gewünschten Analyse,
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dann benötigt.
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Wir haben eben die Aufgabe,
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den Stahl mit einer gewissen Analyse und Temperatur herzustellen
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und müssen das möglichst kostengünstig
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in der richtigen Zeit und in der richtigen Qualität anliefern und produzieren.
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Sie müssen sich vorstellen, wir im Stahlwerk haben
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zwei Arbeitsbereiche, das eine ist die Schmelzmetallurgie.
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In diesem Bereich arbeiten circa 250 Personen
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und wir sind circa acht Betriebsingenieure.
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Der zweite Teil ist dann der Strangguß und Flämmerei,
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das sind noch einmal ungefähr 250 Arbeiter und die gleiche Anzahl an Betriebsingenieuren,
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also acht bis zehn noch einmal.
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Also ich würde sagen,
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dass ich circa 20- bis 25% meiner Zeit
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hier vor Ort in der Produktionshalle verbringe.
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Die restliche Zeit sind eben Aufgaben, die wir zu tun haben,
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Besprechungen, man ist in Projekten tätig, man ist in Forschungsaufgaben
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eingebunden und ist dabei diese auch noch abzuwickeln.
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Ich bin Metallurg, vielleicht auch zur Ergänzung,
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ich bin auch Werkstofftechniker
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und wir sind hier im Bereich Forschung und Entwicklung.
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Ich persönlich arbeite im Bereich der Werkstoffentwicklung.
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Das heißt also, meine Aufgabe ist es, neue Werkstoffe zu entwickeln,
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neue Stahlsorten zu entwickeln, für Stahlbandwerkstoffe.
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Das heißt, Stahl wird ja
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in so unterschiedlichen Einsatzgebieten verwendet
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und es gibt so
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viele unterschiedliche Stahlsorten also es gibt 40.000 unterschiedliche Stahlsorten,
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dass man eigentlich ein großes Anwendungsfeld hat.
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Das Ziel ist grundsätzlich, ein neues Produkt zu entwickeln.
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Das heißt, wir kriegen zum Beispiel das Ziel, einen höchst festen Werkstoff,
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eine höchst feste Stahlsorte zu entwickeln.
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Und wir gehen da so vor,
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dass wir uns zunächst einmal eine Wissensbasis schaffen.
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Das heißt, das machen wir auf der einen Seite über Literatur.
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Das heißt, wir schauen uns
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an, was schreiben die anderen darüber, was gibt es schon
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auf Universitäten, zum Beispiel über dieses Gebiet?
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Dann gibt es die zweite Möglichkeit, dass man sich auch
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über Computersimulationen versucht, ein Bild zu schaffen, eine Basis zu schaffen.
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Und das ist dann der Ausgangspunkt, wo man aufsetzt
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und dann sozusagen einen Versuchsplan entwickelt,
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um zu schauen, wie kann ich mein Ziel höchstfeste Stahlsorte erreichen.
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Und das bedeutet auf der einen Seite Laborarbeit.
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Das ist der erste Punkt.
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Der zweite Punkt ist, dass man dann
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die Erkenntnisse aus dem Labor umsetzt in den Produktionsanlagen.
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Und der dritte Punkt ist dann, dass man mit dem fertigen Produkt zum Kunden geht
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und dort schaut, wie lässt sich das Material beim Kunden verarbeiten.
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Das ist genau die Kunst bei der Forschung in unserem Unternehmen,
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dass man eben gemeinsam mit anderen Leuten das machen muss.
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Ich kann nicht jetzt in meinem Kämmerlein sitzen
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und irgendetwas entwickeln, wenn ich es nicht umsetzen kann
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auf der Produktionsanlage, dann wir es nie als Produkt zum Kunden kommen.
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Das heißt, das ist das Entscheidende, dass man genau in Interaktion tritt
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mit den Kollegen vom Betrieb, von der Qualitätsstelle,
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damit man genau das Produkt umsetzen kann.
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Also es ist nicht so, dass das jetzt von heute auf morgen geht,
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sondern man muss da wirklich konsequent dran arbeiten.
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Das ist vielleicht auch ein bisschen
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die Schwierigkeit bei unserer Arbeit.
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Es dauert sehr lange, bis man ein Ziel erreicht hat.
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Also man muss sich selber sehr gut motivieren können, um dann
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auch kleine Ziele als positiv zu sehen und um für einen selber dann
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was herauszuholen.
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Es ist so, dass grundsätzlich, ich glaube,
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in unserem Unternehmen es eher stärker männerdominiert ist.
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Allerdings gerade im Bereich Forschung und
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Entwicklung ist der Frauenanteil etwas höher.
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Das heißt, diese Frauen, lassen sich dann nicht so sehr abschrecken
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vom Technikstudium zum Beispiel.
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Wobei grundsätzlich ist es sicher so,
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dass man in einem Beruf, wie es hier ist, als Frau schon
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eine größere Einstiegshürde hat.
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Es ist nicht so einfach.
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Man muss sich Akzeptanz schaffen, man muss zeigen, dass man kompetent ist.
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Wenn das aber der Fall ist,
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dann wird das sehr wohl akzeptiert und dann ist man auch ein gleichwertiger Partner.
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Ich hatte eigentlich mit keinen Vorurteilen zu kämpfen,
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nachdem ich einmal aufgenommen worden
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bin, hatte ich eigentlich nie das Gefühl gehabt, dass gegen mich als Frau
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irgendwas anlag oder so, dass ich anders behandelt worden wäre
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als meine männlichen Kollegen. Eigentlich nie.
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Also ich hatte
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auch gegenüber den Kunden, mit denen ich zu tun habe,
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man fällt auf als Frau, ganz sicher.
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Aber ich selber habe eigentlich nie gespürt,
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dass da irgendwelche Vorurteile sind.
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Das Selbstbewusstsein kommt von seiner Arbeit her,
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wenn man auf seine Arbeit vertraut
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und wenn man weiß, man macht sie gut und gut und richtig und so, und man steht
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hinter den Sachen, die man vertritt, dann kommt es eigentlich von alleine.