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Aus Weizen macht man Mehl.
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Hunderte Jahre pflegte das der Müller zu tun.
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Doch wie nennt man diesen Beruf heute?
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Benjamin, du hast einen sehr alten Beruf gewählt,
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also besser gesagt einen Beruf, den es schon sehr lange gibt.
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Und es ist der Müller Beruf.
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Ja der Beruf heißt jetzt
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Verfahrenstechniker für die Getreidewirtschaft,
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weil vor ein paar Jahren drei Berufe zusammen gelegt worden sind.
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Das ist der Backmittelhersteller der Getreide-
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Müller und der Futtermittelhersteller
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und seit dem heißt es Verfahrenstechniker für die Getreidewirtschaft.
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Und wie bist du dazu gekommen?
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Also praktisch,
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hast du dich dafür entschieden, schon in der Schule?
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Oder war das mehr Zufall?
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Nein, es war eigentlich Zufall und es hat mich
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aber gleich interessiert.
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In den letzten Jahren ist der Müller Beruf eine Seltenheit geworden.
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Es haben wenige Lehrlinge den Lehrberuf ergriffen.
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Damit haben wir jetzt am Arbeitsmarkt schon Probleme
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Personal zu rekrutieren.
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Aufgrund der geringen Zahl an Lehrlingen, die wir haben,
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und dem großen Personalbedarf, der immer noch besteht,
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haben Sie in Österreich kein Problem, wenn Sie die Lehre abgeschlossen
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haben, einen Job zu finden.
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Natürlich
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müssen Sie auch bereit sein, woanders hinzugehen.
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Vor der Haustüre werden sie keine Mühlen finden,
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weil sie eben zu dünn gesät sind in Österreich.
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Wenn Sie die Bereitschaft mitbringen, zum Beispiel das Bundesland zu wechseln
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oder vielleicht ins benachbarte Ausland zu gehen,
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haben sie nirgends Probleme, einen Job zu finden.
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Was sind die Voraussetzungen, um bei Ihrem Betrieb mitarbeiten zu können?
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Also grundsätzlich als Voraussetzung bei jungen Menschen
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würden wir ein technisches Verständnis voraussetzen, das ist mal das Wichtigste.
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Sie haben gesehen, wie wir durch die Anlage gegangen
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sind, dass sehr, sehr viele Maschinen im Einsatz sind.
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Und die wollen natürlich auch gewartet und gepflegt werden.
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Und da bedarf es schon einer gewissen technischen,
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eines gewissen technischen Grundverständnises.
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Das setzen wir mal voraus, bei jungen Menschen, außerdem das Interesse
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an dem Beruf, Getreide zu Mahlprodukten zu verarbeiten.
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Kommt mit der Zeit, muss nicht von Haus aus
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vorhanden sein, aber es sollte mit der Zeit kommen.
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Interesse am Selbstständigen arbeiten bei uns im Haus.
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Mit der Zeit
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geht man durch und wenn was nicht passt, fällt einem das sofort auf.
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Und da braucht man nicht ganz genau, ganz langsam durchgehen,
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sondern es sticht einem einfach ins Auge, weil es ist schon so drinnen.
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Und da fällt einem das gleich auf.
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Mit der Lautstärke, wie geht man da um in so einem Betrieb, wo es immer laut ist?
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Man gewöhnt sich an alles, sag’ ich immer, mit der Zeit gwöhnt man sich dran.
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Außerdem gibt’s Ohropax, die wir unten haben. Also ein ganz ehrliches Wort:
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Ich war auch irgendwann jung und habe auch immer auf Gehörschutz verzichtet,
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weil ich hab mich nicht daran gewöhnt, ich wollte mich auch nicht daran gewöhnen,
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und es hat mich eigentlich in jungen Jahren nie gestört, dieser Lärm.
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Ich muss aber zugeben, mit zunehmendem Alter wird es eine große, große Belastung.
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Heute werden sie mich in der Mühle ohne Gehörschutz nicht mehr finden.
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Und ich empfehle es auch
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Benjamin und den anderen Lehrlingen diese Dinger zu nehmen.
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Über die Jahre
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können gesundheitliche Schäden da entstehen, keine Frage.
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Und ich merke auch, dass es für mich
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wie gesagt, in den letzten Jahren zur Belastung geworden ist,
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die ich früher nicht gekannt habe.
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Wie schaut da der Verdienst aus?
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Also ich kenne jetzt den Kollektivvertrag nicht auswendig.
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Ich weiß nur, dass die Lehrlinge eigentlich sehr gut bezahlt sind,
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im Gegensatz zu einem Tischler oder Mechaniker.
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Die verdienen wesentlich weniger
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schon in der Lehrzeit.
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Als ein ausgelernter Müller hat man durchaus ein Gehalt mit dem das Auskommen
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findet, würde ich mal sagen.
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Wie lange arbeitet man hier am Tag?
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Also laut Kollektivvertrag herrscht bei uns eine 38 Stunden Woche.
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Lehrlinge wie zum Beispiel Benjamin, die werden mit 38 Stunden auskommen.
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Mit zunehmender Ausbildung und mit zunehmenden Jahren
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werden sie natürlich mehr in die Pflicht genommen.
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Also ich komme mit 38 Stunden nicht aus, je nach Bedarf dann.
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Es kann durchaus auch mal eine 60-, 70-Stundenwoche dabei sein,
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dafür ist es dann wieder mal ein bisschen ruhiger.
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Können Sie die Berufsausbildung hier auch Mädchen empfehlen?
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Also ich kenne einige Kolleginnen, die den Beruf auch erlernt haben
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und auch Meisterprüfung gemacht haben und heute in anderen Mühlen tätig sind.
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Für mich selber wäre es ein Novum, ein Mädchen auszubilden,
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bis jetzt habe ich nur
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Burschen gehabt.
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Aber wäre vielleicht einmal interessante Alternative.