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Hallo, ich bin der Timmy. Neugier ist
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eine wichtige Voraussetzung, um Forscher zu werden.
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Was ich sonst noch dafür brauche, lasse ich mir heute sagen.
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Was machst du da jetzt genau?
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Wir pipettieren hier Testsysteme, die darüber Auskunft geben sollen, ob
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Substanzen potenziell das Immunsystem regulieren können oder nicht.
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Das heißt, das
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Abwehrsystem des Menschen korrigieren können,
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falls es ein Fehlverhalten zeigen sollte, wie zum Beispiel bei einer Allergie.
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Was wären das für Substanzen?
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Also wir testen bei Marina-Med hier an und für sich
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Substanzen, die entweder aus marinen Organismen stammen,
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das heißt aus Korallentieren im speziellen Fall oder aus Algen,
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oder wir nehmen auch Naturstoffe, die aus Pflanzen stammen
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und versuchen herauszufinden, ob die eine immunologische Wirksamkeit besitzen.
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Und wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
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Ich komme aus einer Familie, die sehr interessiert an Naturwissenschaften ist.
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Ich habe drei Schwestern, die alle Naturwissenschaften studiert haben.
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Es war also relativ naheliegend, selber in so einem Bereich tätig zu werden.
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Ich habe dann Biologie studiert und mich auf Genetik spezialisiert
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und war dann doch recht lange, zwölf Jahre, in der pharmazeutischen Forschung tätig.
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Was für Funktionen haben diese einzelne Korallen?
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Die sehen ja sehr unterschiedlich, alle, aus.
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Na ja, wir haben die Korallen vor allem um aus denen
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chemische Inhaltsstoffe zu extrahieren, die medizinisch oder therapeutisch
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wirksam sind.
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Und in jeder einzelnen Koralle ist wahrscheinlich
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ein unterschiedlicher, chemischer Stoff.
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Und den versuchen wir eben zu finden.
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Ich bin nach Wien gekommen,
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um Meeresbiologie zu machen, weil ich das immer schon machen wollte und
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habe mich dann eigentlich vor allem für Wien entschieden,
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weil es die schönere Stadt ist und weil auch die Meeresbiologie in Wien,
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natürlich eine große Tradition hat, mit Rupert Riedl und Hans Hass usw.
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Und ich wollte das schon immer werden,
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als Kind schon. Ich glaube, viel zu viele Custeau-Filme gesehen.
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Arbeiten Sie größtenteils im
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Team oder eher meistens alleine?
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Meine eigene Erfahrung ist,
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dass Teamarbeit wesentlich effizienter funktioniert als Einzelkämpfertum.
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Das heißt, es gibt sehr wohl wissenschaftliche Positionen,
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wo Leute eher auf sich alleine gestellt sind.
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Bei uns aber, mein ganzes Berufsleben war eher von Teamarbeit geprägt.
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Wie lange brauchen Sie im Durchschnitt, um ein akzeptables Ergebnis zu erhalten,
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Ich glaube, es kommt drauf an, was man unter akzeptables Ergebnis versteht.
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Die Tests per se gehen sehr schnell.
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Also die sind zum Teil, ist er in ein paar Stunden abgeschlossen, sofern sie funktionieren.
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Man muss also recht hohe Frustrationstoleranz haben, damit,
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weil doch sehr viel schiefgehen kann dabei.
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Wenn man davon spricht wie lange dauert es,
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bis ein Medikament auf den Markt kommt?
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Das ist bis zu zehn Jahre.
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Also man investiert zehn Jahre Forschung, bis ein Medikament wirklich verkauft werden kann.
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Welche Voraussetzungen
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braucht man, um hier anzufangen?
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Kommt drauf an, also
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wir haben an und für sich nur Mitarbeiter, die zumindest eine Matura haben.
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Also entweder in der Rosensteingasse,
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zum Beispiel also chemisch- technische Assistenten.
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Wir haben Mitarbeiter, die medizinisch-technische Akademien
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absolviert haben, wie die Frau Maier zum Beispiel.
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Wir haben Tierärzte die bei uns Mitarbeiter sind
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die also ein fertiges Veterenärmedizinstudium hinter sich haben, eine Meeresbiologin.
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Also insofern sind es alles Berufsbilder eigentlich,
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die zumindest Matura Niveau haben müssen.
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Und man sollte neugierig, interessiert,
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frusttolerant und ja schon auch sehr genau sein
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bei dem, was man tut.
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Was bringt Sie dazu,
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immer durchzuhalten, auch wenn Sie gerade nicht so einen großen Erfolg haben?
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Also es gibt zwei große Dinge, die für einen Forscher interessant sind:
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Das Eine sind Publikationen, das heißt, man veröffentlicht die Daten
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in einer Fachzeitschrift meistens.
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Und je besser die Fachzeitschrift ist, desto besser ist die Publikation
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und desto besser ist der Ruf. Und schlussendlich wird man immer bekannter.
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Das ist ein großer Anreiz für viele Forscher.
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Bei mir speziell ist schon die Produktentwicklung mit einem Punkt
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und unser größter Erfolg eigentlich war, dass wir jetzt einen Nasenspray
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gegen Schnupfen entwickeln konnten aus einer marinen Alge,
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und der jetzt auch schon verkauft wird.
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Haben Männer und
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Frauen die gleichen Aussichten im Job oder in der Abteilung?
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Also bei uns würde ich sagen ja, also wir sind so 3/4 Prozent weiblich,
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wobei wir da sicher eine ganz, ganz große Ausnahme sind.
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Durchschnittlich sind Frauen massiv unterrepräsentiert
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in technologischen Berufen, auch in der Naturwissenschaft.
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Und es gibt schon gravierende Hemmnisse, offensichtlich
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für Frauen, diesen Beruf zu ergreifen, unter anderem Familiensituation.
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Auch das, ob sie gefördert werden von den jeweiligen Vorgesetzten
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und auch schon das Interesse des Mädchens für Naturwissenschaften
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entgegenbringen und diese gefördert werden in Naturwissenschaften.
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Das sind drei Komponenten, die dazu führen, dass Frauen vielleicht
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zehn 15 % der möglichen Jobs besetzen.
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Was würden sie dann ihren jungen Kolleginnen oder vielleicht zukünftigen Kolleginnen
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raten dafür, dass sie weitermachen, durchhalten und sich bewerben.
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Ich glaube, es ist eine der spannendsten Berufe, die man sich aussuchen kann.
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Man kann Hobby oder Interesse mit Beruf verbinden.
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Es ist jeden Tag wieder neu, es ist jeden Tag wieder wieder faszinierend
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und dementsprechend für mich ein ganz großes Privileg, das machen zu dürfen.