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Hallo! Ich bin die Lia. Ich bin in einer Werkstätte von Jugend am Werk.
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Und ich werde mir heute den Beruf Behindertenbetreuerin ansehen.
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Ich bin schon sehr gespannt.
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Jugend am Werk ist der älteste Verein in ganz Wien
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und auch der größte Verein, der Behindertenbetreuung macht.
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Wir haben 24 Werkstätten in Wien. Betreuen knapp 1.900 Leute in den Werkstätten
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und im Wohnen ungefähr genauso viel.
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Ich habe zwei Werkstätten. Insgesamt 160 Kundinnen.
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Wir sagen Kundinnen zu den Menschen mit geistiger Behinderung,
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weil wir eine Dienstleistung erbringen.
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Und in den beiden Werkstätten ist im Prinzip alles was Tagesstruktur bietet.
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Aus meiner Sicht das Wichtigste ist, welche Einstellung ich zum Menschen habe.
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Das heißt, ich muss einen behinderten Menschen als mir gleich
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erleben können, um diese Arbeit machen zu können.
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Sonst komme ich schnell in die Situation, dass ich meine Macht, die ich ja habe als Betreuer,
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in einer Art und Weise benutzen anfange, die mir gar nicht auffällt
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und die im Endeffekt für alle Teile nicht sehr günstig ist.
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Also das Wichtigste ist, ich muss eine Haltung haben.
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Ich muss das Gefühl haben, Menschen sind Menschen.
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Welche Voraussetzungen muss man für diesen Beruf mitbringen?
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Ich sage einmal, es gehört schon ein gewisser Hausverstand dazu.
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Dass man einfach Dinge sieht, erkennt und auch dann richtig handelt.
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Empathie, aber auch Wertschätzung für die Menschen und
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ich denke, das sind so die wichtigsten Grundbausteine, die man vielleicht mitbringen sollte.
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Die Hauptaufgabe, die wir tun, ist, wir versuchen Menschen sinnvoll zu beschäftigen.
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Wir legen den Schwerpunkt eher aufs Pädagogische.
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Die Pflege kommt dazu, weil wir einfach sehr viel Kundinnen haben,
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die intensive Betreuung brauchen.
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Wir versuchen aber auch in der Pflege den pädagogischen Schwerpunkt zu legen.
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Also der Beruf ist sehr breit gestreut, weil die Zielgruppe sehr, sehr unterschiedlich ist.
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Unter dem Begriff Behinderung wird alles Mögliche an Einschränkungen zusammengefasst.
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In Wirklichkeit betrifft es mehr als die Hälfte der Bevölkerung.
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Nur ist es trotzdem sehr davon abhängig, wie stark ausgeprägt Einschränkungen sind.
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Wenn Sie jetzt mit schwer mehrfach behinderten Menschen arbeiten,
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dann sind die Herausforderungen schon stark in der Pflege
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und auch dort, dass Entwicklungen oft sehr langsam sind.
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Dass Kommunikation oft sehr viel Abwarten und Sensibilität erfordert.
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Ich finde das sehr nett, wenn man eben sieht, wie sich die Menschen weiterentwickeln.
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Wenn man auch mit ihnen zusammenarbeitet, Angebote setzt
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Wenn es eben Schritt für Schritt, auch wenn es langsam geht oft,
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aber doch wenn man einen Fortschritt sieht dann.
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Ist es sehr stressig?
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Ja, es ist manchmal schon stressig.
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Aber ich denke, wenn man den richtigen Ausgleich findet,
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dann kann man auch die stressigen Situationen gut meistern.
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Wenn wir so eine Zusammenfassung machen wollen,
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dann sind es eher diese positiven Vorurteile.
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Das rennt so in die Richtung "Mei! Das könnte ich mir für mich
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nicht vorstellen. Dass Sie das können!" und so weiter.
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Es ist eher sehr positiv besetzt. Was aber, wenn man in dem Beruf arbeitet,
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gar nicht immer als angenehm wahrgenommen wird, weil man ja,
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sagen wir das Unwissen in dieser Aussage erkennt.
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Hast du einen Tipp für junge Menschen, die diesen Beruf machen wollen?
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Ein guter Tipp ist, sich einmal, wenn man sich für den Bereich interessiert,
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dass man einmal hineinschnuppert. Also schön langsam
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sich Zeit lässt dabei. Einmal sich den Bereich genauer anschaut.
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Und ich kann nur sagen, es ist ein total schöner Beruf.
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Man kriegt sehr viel zurück. Und wie gesagt,
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jeder Tag ist total abwechslungsreich und das schätze ich schon sehr.