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Hallo, ich bin die Sieglinde. Ich bin hier im Ausbildungszentrum Graz.
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Und ich schaue jetzt mal, was ich machen kann, wenn ich meine Lehre abgebrochen habe.
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Das Ausbildungszentrum Graz ist im Dienstleistungsbereich
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Ausbildung, Arbeit und Beschäftigung zugeordnet.
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Unter anderem bieten wir hier auch die überbetriebliche Lehrausbildung an.
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Überbetriebliche Lehrausbildung heißt, dass Jugendliche,
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die einen Berufswunsch äußern und Lehrstellen suchen, beim AMS gemeldet sind
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über Jugend am Werk eine Lehrausbildung absolvieren können.
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Überbetrieblich deshalb, weil die Jugendlichen nicht mit einem Betrieb in einem
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Lehrverhältnis stehen, sondern in einer Ausbildungsvereinbarung mit Jugend am Werk.
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Das heißt unter anderem auch, dass die Jugendlichen, sobald sie in dieser
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Ausbildungsvereinbarung mit Jugend am Werk sind, ganz normal bei der
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Wirtschaftskammer Österreich, Wirtschaftskammer Steiermark in diesem Falle,
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angemeldet sind und die Lehre oder die Ausbildung, die sie bei uns absolvieren,
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dann anrechenbar ist auf ihr reguläres Lehrverhältnis, das angestrebt wird.
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In der überbetrieblichen Lehrausbildung ist vorgesehen, dass die Jugendlichen
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einmal ein Lehrjahr bei uns beginnen.
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Sie erhalten den Großteil der Zeit die praktische Ausbildung in einem Partnerbetrieb
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und sind auch verpflichtet, die Berufsschule zu besuchen.
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Das vorrangige Ziel der überbetrieblichen Lehrausbildung ist einerseits
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die Ausbildung im gewählten Lehrberuf und andererseits
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die Vermittlung in ein reguläres Lehrverhältnis innerhalb der ersten 12 Monate.
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Benni, du hast jetzt zwei verschiedene Lehren gemacht.
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Welche waren das?
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Das war einmal Elektroinstallationstechniker 9 Monate. Zweites Mal ein halbes Jahr Bäcker.
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Warum hast du deine Lehre abgebrochen?
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Es hat damals ein paar Probleme gegeben zu Hause familiäre.
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Durch eine Scheidung und falsche Freunde, Dummheit,
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ein bisschen auf die schiefe Bahn gekommen und alles hingeschmissen einfach.
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Unsere Jugendlichen sind einerseits zum Teil Lehrabbrecher.
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Andererseits Jugendliche, die soeben die Schule abgeschlossen oder abgebrochen haben.
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Was sind die häufigsten Gründe für einen Lehrabbruch?
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Ein sehr häufiger Grund ist, dass die Lehrlinge, die Jugendlichen im Vorhinein
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nicht sehr gut darüber informiert sind, was wirklich dem Berufsbild entspricht,
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welche Tätigkeiten Sie machen müssen.
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Und aufgrund dessen dann den Lehrberuf wechseln müssen.
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Auf der anderen Seite kann es natürlich passieren, dass die Firmen das Lehrverhältnis auflösen,
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weil die schulischen Leistungen nicht entsprechen in der Berufsschule
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und die Anforderungen der Betriebe in der Wirtschaft schon relativ hoch sind.
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Als Lehrabbrecher ist Ihr erster Weg immer der Weg zum Arbeitsmarktservice.
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Wenn Sie planen, das Berufsbild zu ändern, dann können Sie sich beim AMS
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über einen Berufsvorbereitungslehrgang informieren, der aktuell auch bei uns im Haus
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in Form von 6-wöchigen Durchgängen stattfindet.
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Wenn das Berufsbild dasselbe bleiben soll, dann sind auch unmittelbare Einstiege
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in die überbetriebliche Lehrausbildung möglich.
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Einzelcoaching sind vor allem notwendig, wenn es darum geht,
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die Jugendlichen auf die praktische Ausbildung vorzubereiten.
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Da kann man ganz schlecht eben eine Gruppe zusammenfassen,
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weil es ganz gezielt notwendig ist, auf den einzelnen Jugendlichen
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mit seinen Bedürfnissen einzugehen.
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Gut Benjamin. Nachdem Sie ja so gut wie immer im Praktikum sind in Ihrer Ausbildung
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und jetzt zum Lernen da sind für die Berufsschule, würde ich mir gerne mal
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Ihren Verlauf anschauen bis jetzt, seit Sie eingestiegen sind
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und mit Ihnen dann ein bisschen Zielplanung machen.
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Wie schaut es aus mit der Lehrstelle? Wann kann man das anpeilen?
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Soviel ich weiß, bei der Firma, wo Sie jetzt aktuell im Praktikum sind,
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besteht ja eventuell die Möglichkeit auf eine Übernahme in ein reguläres Lehrverhältnis.
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Wie lange sind Sie jetzt bei dieser Firma im Praktikum?
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2,5 Wochen.
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Wie gefällt es Ihnen bis jetzt in der Firma im Praktikum?
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Gut. Sehr gut eigentlich.
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Sehr gut?
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Ja.
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Arbeitsklima? Von der Tätigkeit her?
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Spitze. Also Übernahme wäre schon ziemlich klasse.
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Ja? Großes Ziel?
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Ja.
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Haben Sie schon von der Firma gehört, wann es konkret die Möglichkeit gäbe,
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in ein reguläres Lehrverhältnis übernommen zu werden?
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Es hat eine klare Ansage gegeben und das war, wenn das Zeugnis positiv ausfällt,
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ist die Übernahme fix.
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Ok. Gut.
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Also ist ein Ansporn für die Schule.
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Also das Ziel ist eigentlich, die meiste Zeit in Praktikum zu verbringen,
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da man ja übernommen werden soll und wenn nicht,
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wird man dementsprechend auf die Berufsschule vorbereitet
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oder schreibt weiter Bewerbungen, sucht freie Lehrstellen, sucht um ein Praktikum an.
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Wichtig ist, dass die Jugendlichen von uns erfahren, was die Erwartungshaltung
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der Betriebe in der Wirtschaft ist und sie entsprechend in der Berufsschule vorzubereiten,
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sodass ein gutes Zeugnis die Möglichkeit bietet, die Jugendlichen ins Lehrverhältnis zu vermitteln.
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Was ist Ihr Ziel für sich selber, für den Verlauf der Maßnahme?
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Eine Lehrstelle.
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Ja?
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Es gibt nichts, das mir zurzeit wichtiger ist, als dass ich eine Lehrstelle finde.
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Ja? Und im optimalen Fall bei der Firma, wo Sie jetzt im Praktikum sind,
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wenn ich das richtig verstanden habe?
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Danach alles Weitere hat alle Zeit der Welt, aber zuerst Lehrstelle und dann.
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Gut. Das heißt, die Chancen die Lehrstelle zu bekommen im November sind sehr gut?
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Von mir abhängig eben.
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Genau. Von Ihnen abhängig. Auf das wollte ich jetzt eigentlich hinaus.
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Und wie ist für dich die überbetriebliche Lehrausbildung?
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Eigentlich sehr gut. Man bekommt die Zeit, die man eben in dieser Maßnahme verbringt,
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angerechnet die Lehrzeit. Man verliert nichts dabei, wird unterstützt.
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Lernt für die Berufsschule und es ist hervorragend eigentlich.
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Welches Praktikum machst du jetzt?
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Ich mache jetzt ein Praktikum als Elektroinstallationstechniker.
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Wie geht es dir damit?
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Also ich bin eigentlich recht zufrieden. Das Arbeitsklima ist ok.
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Die Arbeitskollegen sind super. Chef ist auch in Ordnung.
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Es ist nach wie vor so, dass auch in der überbetrieblichen Lehrausbildung
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sehr gerne die klassischen Berufe gewählt werden.
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Das heißt, dass sich die Mädchen sehr häufig für den Beruf der Bürokauffrau
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oder der Einzelhandelskauffrau interessieren und die Burschen
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für die Berufe des Elektrikers oder Kfz-Technikers.
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Wir versuchen aber natürlich auch die Stärken der Jugendlichen aufzuzeigen
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und in Form von Praktika an möglicherweise andere für sie fremde Berufsbilder heranzuführen,
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um auch Mädchen in die Technik zu bringen und Burschen
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in für sie möglicherweise untypische Berufsbilder zu bringen.
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Wir sind oft an zwei große Herausforderungen gestellt.
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Einerseits diesen Wünschen und den Vorstellungen zu entsprechen,
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Mädchen mehr verstärkt in technische Berufe zu bringen. Das ist die eine Seite.
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Die andere Seite ist es aber auch, dem entsprechen zu können,
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weil die Betriebe das oft nicht unmittelbar so sehen. Das heißt,
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wenn das wirklich Berufszweige sind, die wirklich eine körperliche Herausforderung darstellen,
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ist natürlich das Wunschbild der Firma auch eher so, dass Burschen bevorzugt werden
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und dass ist dann auch von unserer Seite eine große Arbeit an Sensibilisierungsmaßnahmen
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und dem stellen wir uns auch, dass wir uns mit den Betrieben dann wirklich austauschen,
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um sie davon zu überzeugen, dass die Fähigkeiten und Stärken von Mädchen
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in technischen Berufen auch einen Vorteil bringen.
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Ich empfehle, dass man sich im Vorhinein gut über das Berufsbild informiert,
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das man erlernen möchte. Dass man Praktika im Berufsbild absolviert
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oder über Berufsorientierungsmaßnahmen herausfindet, welches Berufsbild zu mir passt.
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Natürlich ist Information und Beratung dann nicht das Letzte.
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Man muss natürlich auch meiner Meinung nach sich auch in den Beruf hineinfühlen können.
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Hineinfühlen heißt für mich, dass es großen Sinn macht, wenn man im Vorfeld
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durch Schnupperpraktika oder Praktikum in einem Betrieb schon
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sich den Lehrberuf genauer anschaut. Weil dann kommt oft das große Aha-Erlebnis
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für den Jugendlichen oder die Jugendliche, wo man dann im Betrieb sieht,
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dass es doch nicht der Beruf ist, den ich dann letztendlich wählen möchte.
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Deshalb macht das großen Sinn sich das im Vorfeld anzuschauen und auch
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unterschiedliche Berufszweige anzuschauen und unterschiedliche Berufssparten anzuschauen.
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Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
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Also ganz ehrlich, so wirklich viel Gedanken habe ich mir nie darüber gemacht.
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Weil eben das Hauptziel derzeit ist, eine Lehrstelle finden.
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Wie es danach weitergeht, überlege ich mir noch. Aber jetzt erst mal Lehrstelle.
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Es hängt jetzt ganz alleine von mir ab. Ich mache jetzt noch Praktikum bis zur Berufsschule
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und insofern mein Berufsschulzeugnis positiv ausfällt, werde ich übernommen.
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Wichtig ist, und das möchte ich Jugendlichen auch mitgeben, dass sie wirklich für sich sehen,
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dass die Ausbildung für sie persönlich ist. Dass nicht wir als Ausbildungsorganisation,
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weil wir auch Verpflichtungen als Schulungsträgen haben, es unser Wunsch ist,
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dass die Ausbildung absolviert ist, sondern jeder macht das für sich persönlich.
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Hast du noch einen Tipp für andere Jugendliche?
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Zieht das Ding durch. Es ist egal, wie blöd das ist.
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Es sind 3 Jahre. Das hat man schnell hinter sich,
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weil zur heutigen Zeit ist man ohne Lehrausbildung einfach nichts.
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Wenn man sich ein Leben aufbauen will, dann ist eine Lehrstelle einfach Muss.
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Um das kommt nicht herum.
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So jetzt weiß ich Bescheid. Ich hoffe, für Euch war es genauso informativ wie für mich.
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Bis zum nächsten Mal.