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Frauen fordern leichter für Andere als für sich selbst.
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Es ist natürlich ganz wichtig, dass man sich erkundigt, was Männer verdienen und
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das ist, wir haben ja eine Kultur wo eigentlich nicht sehr viel darüber gesprochen wird,
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was man verdient. Sondern eher dass ein wenig tiefer gestapelt wird als dass
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da alle sehr offen über ihr Gehalt reden. Das ist etwas was eine Situation eher
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für Frauen ungünstiger macht. Frauen müssten besser wissen, was Männer verdienen.
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Weil dann könnten sie sich auch besser einschätzen und wären somit auch vielleicht
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somit am richtigen Anliegen da, ein bisserl empört. Nicht dass das empört sein
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in der Verhandlungssituation so gut wäre, aber das macht ihr Anliegen stärker
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würde ich sagen. Also von da her ist es schon gut, sich genau zu erkundigen,
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was verdienen Männer für diese Tätigkeit, auch im eigenen Betrieb.
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Frauen haben durchaus erfolgreiche Verhandlungssituationen schon bewältigt,
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wenn sie zum Beispiel einen Platz im Kindergarten ergattert haben für ihr Kind
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und da sich ordentlich ins Zeug gelegt haben. Es geht also darum, dass
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auf vielleicht Erfahrungen zurückgreift, wo man schon einmal erfolgreich verhandelt hat.
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Es geht nicht darum ob Sie eine Rolle spielen bei einer Verhandlungssituation.
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Sie sind Sie und Sie haben ein Anliegen und das ist schon genug.
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Zur Vorbereitung: Da gibt es die Vorbereitung, die man mit sich selber machen kann.
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Das ist die Vorbereitung der guten Recherche, also gut informiert sein, sich Argumente
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überlegen, auch das Auftreten üben, ja also, dass man da auch die Formulierung
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übt das auch mit dem Auftreten am besten vielleicht auch vor dem Spiegel, in einem Rollenspiel,
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das sind hilfreiche Vorbereitungen. Dann ist es sicher gut, sich auch
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bei anderen zu erkundigen, das heißt einen guten Überblick zu haben, was
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ist tatsächlich der Rahmen in dem sich mein Gehalt bewegen sollte.
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Inszwischen gibt es da ja auch glücklicherweise ein paar Hilfsmöglichkeiten
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mit dem AMS FiT-Rechner zum Beispiel oder auch mit dem Gehaltsrechner
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von der Frau Ministerin. Das heißt es gibt Orientierungspunkte. Wichtig ist
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auch, sich zu erkundigen im Bekanntenkreis, bei Freunden, wie viel verdienen
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wirklich andere Menschen auch. Das heißt da ein gute Einschätzung zu haben
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was da realistische Zahlen sind. Wichtig ist auch, dass Sie in einer Gehaltsverhandlung
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nicht als Bittstellerin auftreten, sondern Sie haben eine sehr berechtigte Forderung.
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Ja, Sie haben sich ja schon vorher überlegt, was Sie alles können, was Sie
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geleistet haben, was Sie auch berechtigt das zu stellen und
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dementsprechend selbstbewusst sollten Sie das auch vortragen.
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A: Grüß Gott Herr Dr. Meisner.
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B: Frau Berger, Grüß Sie.
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A: Grüß Gott.
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B: I mach da kurz nu wos fertig, moment.
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B: Ja?
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A: Danke, dass Sie sich jetzt die Zeit genommen haben.
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B: Aber das ist ja selbstverständlich, bitte.
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Das wichtigste ist eine Grundeinstellung, eine Art von ich verdiene das ich mir verdiene.
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Ja, also ich habe ein Anliegen und ein berechtigstes Anliegen also das heißt, dass
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schafft schon viel an innerer Kraft und einem selbstsicheren Auftreten.
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B: Was kann ich für Sie tun?
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A: Also es geht darum, wie Sie wissen bin ich jetzt schon 3 Jahre bei Ihnen
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im Unternehmen, habe in diesen 3 Jahren sehr viel dazugelernt, also Zusatzqualifikationen
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erworben und habe mich auch immer sehr selbstständig für diverse Firmenprojekte eingesetzt.
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B: Wir schätzen das, ja?
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A: Ja, aber ich bekomme seit 3 Jahren das gleiche Gehalt, also ich bekomm das
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Einstiegsgehalt nach wie vor.
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B: Und was haben Sie sich jetzt vorgestellt, wie soll sich das denn ändern?
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A: Ich hätte gern eine Lohnerhöhung, ich sags wies ist.
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B: Eine Lohnerhöhung?
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A: Ja. B: Verstehe.
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Ein zweiter Punkt der Vorbereitung ist, sich gute Argumente zu überlegen,
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also, das heißt: Was berechtigt mich, dass ich da jetzt mehr fordere?
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Dazu gehört, dass man sich da überlegt, ja was sind jetzt meine
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Qualifikationen, meine Fähigkeiten, was habe ich getan, was mich
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tatsächlich jetzt durchaus berechtigt, da jetzt mehr zu fordern und was
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auch meine Argumente gut unterstützen kann.
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Und sich dann auch eine Strategie zu überlegen: Wie gehe ich jetzt vor in der
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Gehaltsverhandlung? Mit welchem Satz fange ich an? Wie präsentiere ich
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meine Argumente? Auch sich zu überlegen, was könnten für Gegenargumente
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kommen, weil das ist keine Situation wo sich die Tür öffnen wird.
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B: Sie wissen, wir schätzen Ihre Arbeit über alle Maßen Frau Berger.
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Ich freu mich auch sehr, dass wir jetzt einmal so zamkommen und von
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Frau Berger zu Dr. Meisner sprechen können, ned wahr? Aber
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es ist ja so, dass im Moment die Firmenlage nicht so rosig ist...
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A: Ja aber es hat nichts mit meiner Leistung zu tun...
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Ein Gesprächsverlauf ist immer etwas was eine eigene Dynamik hat
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und auch das muss man sehen. Man kann nicht alles vorbereiten und
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nicht alles planen, ja? Und wichtiger ist dann auch noch in der Situation
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sich auch auf den Gesprächspartner konzentrieren zu können
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oder einstellen zu können, besser gesagt. Das heißt, da nocheinmal zu
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schauen, wie reagiert die Person wirklich und wie kann ich da auch adequat
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reagieren. Aber da auch wichtig, nicht Einfühlung ist gefragt sondern
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bei sich dann auch selber bleiben und bei den eigenen Anliegen.
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A: Jo wissens, unsere Chefsekräterin geht jo jetzt in Karenz, des heißt es kommt
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viel mehr Verantwortung noch auf mich zu. Ich find des gehört dementsprechend
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entlohnt und 300-400 Euro find ich da in Ordnung.
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Es ist ein bischen eine Falle, wenn man die Sachen zu sanft einpackt,
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ja? Also es wäre schön wenn ich könnte? Also das nimmt dem ganzen auch die
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Kraft. Also sich da auch zu überlegen, mit welchen Worten präsentiere
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ich mein Anliegen, hilft auf jeden Fall auch sehr.
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In Verhandlungssituation sollte einen von der Kleidung her nicht angreifbar machen
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das heißt es müsste eine neutrale Kleidung sein. Eine, die die eigene Forderung
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unterstützt, auch mit ein bischen Seriösität. Wichtig erscheint mir aber auch dass man
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sich nicht verkleidet für diese Gehaltsverhandlung, sondern dass es eine Kleidung ist in
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der sich die Frau wohlfühlt, sicher fühlt, kraftvoll fühlt, weil das ist etwas was ja ihre...
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soll ihre Inhalte unterstützen. Die subjektive Situation kann zwar so sein, dass man
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denkt: Ich brauch jetzt eigentlich mehr Geld. Aus einer Situation, man hat einen Kredit
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aufgenommen grad, oder geheiratet oder es gibt ja genug Gründe warum man Geld braucht.
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In einer Gehaltsverhandlung hat das eigentlich keinen Platz. Sondern ihre Argumentation
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sollte sich immer auf dem aufbauen, was Sie an Leistungen gebracht haben, was Sie
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aufgrund Ihrer Arbeit, Ihrer Arbeitsleistung berechtigt mehr zu bekommen.
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A: Ja es ist so, ich möchte sagen, also ich habe mit meinen männlichen Kollegen
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gesprochen und da bin ich einfach draufgekommen, dass die in der selben Position
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mit dem selben Arbeitsaufwand mehr verdienen als ich. Ich habe dann auf der
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Homepage vom Frauenministerium nachgegoogelt und auch beim AMS Gehaltsrechner
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und ja, ich verdien weniger, obwohl gleiche Leistung wie meine männlichen Kollegen
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und des würde ich nu gerne ausgleichen.
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B: Es gibt ja männliche Mitarbeiter die schon sehr lang in der Firma sind und...
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A: Aber ich bin auch schon länger... - B: Auch schon länger das stimmt...
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A: Und ich bin eigentlich noch ziemlich nahe am Einstiegsgehalt...
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B: Ja schätzen... A: Darf ich noch sagen? B: Ja. A: Obwohl ich
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Kunden aquiriere, obwohl ich Projekte, große Projekte betreue, also...
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B: Es ist allerdings so dass die Finanzkrise uns natürlich schwer erschüttert
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hat, in letzter Zeit... A: Aber meine Leistung bleibt ja diesselbe beziehungseise
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wird ja immer besser.
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Auch das sollte man sich überlegen: Was könnte man noch für Alternativen
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noch heraushandeln, ja? Weil manchmal ist es vielleicht schwer, dass es da
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dass man da tatsächlich einen Betrag bekommt zusätzlich zum Gehalt,
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aber dann sich ein bischen Alternativen dazu überlegen.
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B: Wie schauts den aus computermäßig, wie sind sie da?
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A: Naja, für meine grafischen Programme, bräuchte ich eigentlich dringendst
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das neue MacBook Pro.
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B: Ein fantastisches Gerät, ja über das könn ma reden.
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A: Ja damit ich es natürlich auch zuhause benützen kann. B: Jo...
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Zum Gesprächsverlauf gehört auch, dass man sich überlegt, wie
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kann das Ende sein, ja. Also dass man sich überlegt, ich habe zwar eine
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Maximalforderung, aber das mindeste mit dem ich herausgehen möchte
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aus diesem Gespräch ist, das und das.
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A: Also MacBook, Diensthandy, Weiterbildungen und 200€ damit
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wäre ich einverstanden.
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B: Die Frau weiß was sie will. A: Ja super. B: Großartig.
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Also passt des? B: Ja passt. A: Dankeschön. B: Dankeschön. Wiederschaun.
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A: Wiedersehen. B: Auf wiedersehen.
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Naja, ein Erfolg ist, wenn man mit einer Maximalforderung herauskommt.
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Das ist ein sehr großer Erfolg, aber es gibt viele andere Erfolge auch.
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Also es ist schon ein Erfolg, wenn sich das in einem Rahmen bewegt
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wo man zufrieden ist. Ja man hat ja vorher, vor der Gehaltsverhandlung
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hat man ja deshalb überlegt: Was ist meine Maximalforderung?
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Was wäre auch das Mindeste mit dem ich herauskommen möchte?
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Was sind auch alternative Möglichkeiten, also wenn man etwas davon
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bekommen hat, dann ist das natürlich auch schon ein Erfolg.
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Es ist aber auch ein Erfolg, und das würde ich auch so sehen, wenn man so
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eine Situation gut bewältigt hat. Also, dass auch im Sinne von, man wird immer besser.
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Je häufiger man eine Gehaltsverhandlung macht, umso souveräner wird man.
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Also auch das als Erfolg zu sehen, so eine Situation gut durchgespielt zu haben,
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gut durchgehalten zu haben.