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Publizistik als Studium ist, glaube ich, eine sehr gute theoretische Unterlage.
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Publizistik ist keine Berufsausbildung für einen Journalisten. Das stimmt auch.
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Ich finde sie aber trotzdem fast unentbehrlich aus dem Grund,
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weil man dort etwas lernt, von dem ich festgestellt habe,
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dass viele junge Kollegen einfach nirgendwo lernen und das ist medienkritisch zu sein.
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Das heißt, in der Publizistik, in einem Studium,
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wo man Medientheorien und Mediengeschichte und so weiter lernt,
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ist der richtige Ort auch Selbstkritik zu lernen, zu lernen, was richtiger Journalismus ist,
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ethnische Grundsachen usw., die man dort lernt.
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Das sind die Sachen, die ich mitgenommen habe.
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Es war weniger eine praktische Ausbildung, die man heutzutage z.B. an der FH bekommen.
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Publizistik zu studieren als Journalist ist sichern nicht schlecht, ganz im Gegenteil.
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Was in dem Beruf des Online-Journalisten auch wichtig ist, ist zu wissen, dass der Job nie vorbei ist.
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Also es gibt keine Dienste von 9 - 17 Uhr.
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Es gibt keinen Redaktionsschluss, wo man zu machen kann und sagen, jetzt ist es gedruckt,
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jetzt lege ich morgen erst wieder los.
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Eigentlich sind wir alle Internet-Junkies und sind permanent online.
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Was auch wichtig ist, ist sich einfach zu spezialisieren auf etwas.
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Ich fand es wahnsinnig gut, dass ich Geschichte im Erstfach studiert habe
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oder überhaupt ein anderes Studium habe, weil ich da zum Beispiel Sachen gelernt habe,
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wie Recherchieren oder Geschichten erzählen.
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Also das ist das, was eigentlich ursprünglich Historiker machen, und der Unterschied zum Journalisten ist,
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dass der Journalist lebende Zeugen hat und auf die Straße geht, während der Historiker eher im Archiv wühlt.
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Aber im Grunde ist es dieser Quellencheck usw. und die Suche ist eigentlich das Gleiche.
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Ich sage jetzt nicht, dass jeder Journalist Geschichte studieren sollte,
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aber er sollte irgendwas studieren, wo er sich auf irgendeine Art und Weise thematisch spezialisiert.
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Online-Journalist ist ein Allrounder, der eigentlich alles können muss von Programmieren bis Video.
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Das ist jetzt kein überzogener Anspruch.
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Das ist einfach etwas, was verlangt wird und nur so funktionieren kann.
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Im journalistischen Bereich gibt es nicht die eine Ausbildung sondern sehr viele verschiedene Zugangswege.
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Das ist auch das Tolle an dem Beruf. Man kann von verschiedenen Bereichen kommen.
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Ich finde, man sollte in einem Bereich sattelfest sein. Viele Journalisten sind dann auch Generalisten.
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Das heißt, lernen dann auch dazu, lesen sich Dinge an.
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Also es gibt nicht den einen Königsweg sondern verschiedene Möglichkeiten.
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Aber es gibt eben Handwerkstechniken, die immer gleich bleiben.
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Was ist eine Geschichte? Wie schreibe ich eine Geschichte?
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Es klingt banal, aber die Beherrschung der Rechtschreibung
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und der deutschen Grammatik ist in unserem Beruf zentral.
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Was auch natürlich immer wichtiger wird Einordnung.
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Die Nachrichten werden immer mehr, die auf uns alle hereinprasseln.
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Wir Journalisten müssen immer mehr selektieren und auswählen, zu unterscheiden,
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was ist wichtig, was ist unwichtig, was bringt man groß, was wird entsprechend kleiner.
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Also diese Gabe, und dazu muss man was wissen, wird immer wichtiger.
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Man muss sehr viel lesen. Man muss viel lesen, um dann auch berichten zu können.
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Etwas, was ich auch immer jungen Leuten mitgebe,
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schaut, dass ihr, wenn möglich, das Studium auch fertig macht.
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Ein erweiterter Kulturbegriff ist in unserem Bereich auch sehr, sehr wichtig.
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Es wäre schwierig mit jemanden zusammenzuarbeiten,
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der z.B. der Meinung ist, es reicht, was sich innerhalb der Grenzen Österreichs abspielt.
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Da braucht man schon einen gewissen Weitblick.
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Studium ist wichtig. Aber die Welt da draußen ist auch wichtig.
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Es ist schwieriger geworden, keine Frage, für die jungen Leute.
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Aber es gibt immer wieder Möglichkeiten
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und gute Leute, die wirklich etwas wollen, die bekommen dann auch eine Chance.
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Die Freiheit des Journalismus besteht darin,
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dass er sozusagen im Dienst der Bevölkerung Kritik und Kontrolle ausübt.
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Darin ist seine Freiheit gerechtfertigt. Darin hat er mehr Möglichkeiten,
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seine Freiheit zu äußern, z.B. seine Meinungsäußerungsfreiheit, als der Durchschnittsbürger.
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Aber diese Freiheit ist jeden Tag neu zu erkämpfen
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gegen all diese inneren und äußeren Gefährdungen dieser Freiheit.
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Der starke ökonomische Druck macht es nahezu unmögliche diese Freiheit noch sinnvoll zu verteidigen.
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Das sind beispielsweise Probleme, mit denen wir uns hier in der Kommunikationswissenschaft beschäftigten.
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Wo wir sagen, die Dinge, so wie sie funktionieren, sollten anders funktionieren.
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Es geht uns nicht darum zu zeigen, wie funktioniert etwas,
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sondern es geht uns darum zu sagen,
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so funktioniert und sollte es nicht anders, besser funktionieren, weil.
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Also wir versuchen die Praxis theoretisch zu begründen
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und schlechte Praxis auch begründender Weise als solche zu bezeichnen.
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Das ist Aufgabe eines Universitätsstudiums,
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eine kritische Auseinandersetzung mit dem Beruf, der nicht nur ein Beruf ist,
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sondern von dem hängt das gesamte demokratische Zusammenleben ab.
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Wenn die Medien manipuliert werden durch äußere Einflussnahme, durch die Politik,
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durch die Ökonomie, dann kann der Bürger sich nicht mehr auf die Quellen verlassen, auf die Medien.
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Das heißt, er wird dann eigentlich zum Instrument gemacht.
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Das ist in einer Demokratie nicht gut. Das sollte gerade die Demokratie nicht tun.
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Die Demokratie hat es, darin kann der Bürger souverän sein, weil er die Informationen bekommt,
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um seine Souveränität leben zu können.
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Wenn das nicht mehr gegeben ist, dann wird er zum Mitläufer, ohne dass er es weiß.
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Ich denke, in der Öffentlichkeitsarbeit ist es sehr wichtig, dass man verlässlich ist.
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Man arbeitet mit Journalisten zusammen und versucht die eigenen Organisation,
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die Stärken, die Geschichten, die wir haben, in die Medien zu bringen.
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Da darf man eigentlich niemanden täuschen.
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Also wenn man einen Journalisten mit einer Geschichte täuscht, wir haben eine ganz großartige Sache,
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der kommt dann, und ich habe ihn nur hinters Licht geführt, dann geht das Vertrauen schnell verloren.
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Das heißt, die Verantwortung liegt einfach darin, dass man so gut wie möglich die Organisation abbildet,
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dass man aber gleichzeitig schaut, was ist das Interessante, medial betrachtet.
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Es gibt Nachrichtenfaktoren, die sehr wichtig sind für Journalisten. Wo ist die Geschichte?
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Dann gilt es zu schauen, dass man das interessant genug macht und sich dennoch nicht selbst verkauft.
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Das ist dieser Spannungsbogen, wo man mittendrinnen sitzt.
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Ich glaube, da ist vor allem die Verantwortung von jemand gefragt, der in der Öffentlichkeitsarbeit arbeitet.
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Mein Eindruck ist oder ich habe selbst miterlebt,
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dass die Zahl der Stellen in der Öffentlichkeitsarbeit in den letzten 20 Jahren sehr zugenommen hat,
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weil die Medien auch unter dem Druck standen einzusparen
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und man sozusagen gewissen Arbeiten ausgelagert hat.
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Man bedient sich jetzt der Öffentlichkeitsarbeit von Organisationen,
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dass die schon fertige Produkte bringen oder schöne Geschichten bringen.
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Das heißt, das Potential ist da und ich glaube, dass das auch in Zukunft noch schärfer wird,
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also dass der Druck der Medien, der Zeitungen noch größer wird einzusparen,
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und deshalb es noch ein wenig zu einer Verschiebung zur Öffentlichkeitsarbeit kommt.
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Das sehe ich nicht nur gut, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
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Ein wichtiger Bereich ist auch, dass wir für unsere Partnerorganisationen
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aber auch für unsere politische Arbeit in Österreich Informationen aus den Ländern wieder zurückbringen nach Österreich.
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Dazu ist es natürlich wichtig, dass sich die Kollegen in der Öffentlichkeitsarbeit
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vorher gut auseinandergesetzt haben mit sozialen Zusammenhängen
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und aber auch wirtschaftlichen Zusammenhängen.
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Das spielt alles eine Rolle, ist alles verschränkt.
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Das heißt, wir brauchen weltoffene KollegInnen,
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die wirklich auch interessiert sind an globalen Zusammenhängen.
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Ich habe schon vor dem Studium gewusst,
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dass ich mich dann innerhalb dieses sehr breiten Bereichs Kommunikationswissenschaft
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auf Fernsehen spezialisieren möchte,
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weil das war vorher eigentlich schon mein Hobby und großer Traum.
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Es gibt die Praxisfelder. Da habe ich mich damals für Fernsehen entschieden.
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Da gibt es sehr praxisorientierte Übungen,
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wo man auch die Kamera in die Hand nimmt und kleine Beiträge dreht.
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Da hatte ich sehr viel Spaß im Studium.
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Aber das ist nur ein kleiner Teil und es ist trotzdem in erster Linie ein wissenschaftliches Studium.
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Ich glaube, dass da manche sich etwas anderes erwarten.
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Für mich war das nicht so. Ich schätze das auch an dem Studium.
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Ich habe das vorher gewusst, das ist ein wissenschaftliches Studium
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und da befasst man sich mit Fragen auch theoretisch.
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Wenn man aber nur Lust hat, die Kamera in die Hand zu nehmen
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oder mit einer Schnittsoftware zu arbeiten, dann ist man vielleicht falsch im Studium.
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Ich sehe, dass das Feld Fernsehen sich gerade sehr entwickelt.
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Da tut sich viel und auch bei Okto wird sich einiges weiterentwickeln,
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weil Fernsehen und Online auch immer mehr verschmilzt.
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Deswegen habe ich eigentlich die Erwartung, dass es viele Perspektive geben wird,
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nur dass man einfach gefasst sein muss, dass sich viel ändert
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und dass es vielleicht viele von diesen klassischen Spezialisierungen nicht mehr so gibt.
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Es gibt jetzt auch schon immer mehr die Videojournalisten.
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Ich glaube, dass man sehr flexibel sein muss in Zukunft in dem Beruf, weil sich viel tun wird.
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Ein bisschen Belastbarkeit muss man schon mitbringen in den Job.
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Man darf sich auch nicht schnell entmutigen lassen,
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wenn man nicht gleich von Anfang an die coolste Aufgabe, sage ich jetzt einmal, übernimmt.
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Aber man muss einfach klein anfangen.
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Für meinen Karriereweg war das auch der richtige Vorsatz.
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Weil ich habe auch erst Empfang gemacht und irgendwann hat es dann geklappt,
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dass ich noch mehr mache und wirklich Teil des Produktionsteams bin.
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Es ist immer wichtig, sich klar zu werden, was interessiert mich denn.
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Interessiert mich eher die inhaltlich journalistische Seite.
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Interessiert mich eine gestalterisch, künstlerische Seite.
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Brenne ich dafür Kamera zu machen. Brenne ich dafür Schnitt zu machen, was auch immer.
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Finde ich das Gestalten von Radiobeiträgen großartig, etc. Dann Praxis sich aneignen.
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Wir sehen es am wesentlichen Schritt im Sinne einer Demokratisierung der Rundfunkmedien,
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den Leuten das Ganze eigentlich durchblickbar zu machen.
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Da ist bei gegebenem Interesse entweder einer der Lehrveranstaltungen auf der Publizistik anzuwählen,
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die dann bei uns ein, zwei Tage wirklich voll in einer Studioproduktion involviert sind
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oder ganz einfach eines der Workshop-Angeboten an drei Abenden bei uns in Anspruch zu nehmen
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und da einmal die Grundzüge der Bildgestaltung, der Kameraführung und der Postproduktion zu lernen
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und dann sieht man, ob es dem einen oder der anderen gefällt und man dabei bleibt.
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Die Kommunikationswissenschaft ist eine interdisziplinäre oder sogar eine transdisziplinäre Wissenschaft.
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Das heißt, sie hat sehr viele Anschlussstellen an Fächer, wie Politikwissenschaft, Psychologie,
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Soziologie, Kunstwissenschaft, Sprachen, Sprachwissenschaft.
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Das heißt, überall dorthin kann die Kommunikationswissenschaft ihre intellektuellen Fühler ausstrecken
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und bezieht auch von dort Anregungen.
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Kommunikationswissenschaft ist so eine Art Überwissenschaft,
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die sehr offen sein muss in alle anderen Fächer, die es gibt, die die Universität anbietet,
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bis hin zur Ethnologie oder zur Geografie, das menschliche Zusammenleben in geografischen Räumen.
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All das hat mit Kommunikationswissenschaft zu tun.
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Das bietet dem jungen Studenten, den jungen Menschen eine ungeheure breite Vielfalt an Betätigungsmöglichkeiten.
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Es gibt fast nichts, kein Interessensgebiet,
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das nicht im Rahmen von kommunikationswissenschaftlichen Überlegungen abgedeckt werden könnte.